Die Verordnungen kommen spät und geben Anlass für Missverständnisse. Das macht die Rückkehr ins Leben unnötig schwer.

Leonberg - Ob in der Gastronomie, im Handel oder in den Bädern: Die Verunsicherung ist sowohl bei den Kunden wie bei den Anbietern nach wie vor groß. Und das hat sehr viel damit zu tun, dass die Corona-Verordnungen der Landesregierung, in denen die Möglichkeiten und Grenzen der Lockerungen erläutert sind, zumeist auf den allerletzten Drücker kommen, bisweilen erst am Abend bevor die neuen Regeln in Kraft treten.

 

Das hat schon vor mehreren Wochen dem Handel das Leben schwer gemacht. Die kaum nachzuvollziehende Flächenbegrenzung wurde denn auch prompt vom Gericht kassiert. Trotzdem konnten etliche Geschäfte erst sehr viel später aufmachen als es ihnen zugestanden hätte.

Nicht alles ist verboten

Nicht viel besser die Lage in der Gastronomie: Man muss schon ein ausgesprochener Aktenfresser sein, um zu verstehen, wann nun wer eine Maske tragen muss und was auf einen Tisch darf. Die Stadt Leonberg hat sich angesichts dieser Kommunikationsmängel gezwungen gesehen, für Wirte wie Gäste ein Merkblatt zu erstellen, in dem die Maßgaben verständlich erläutert sind. Denn längst nicht alles, was verboten erscheint, ist es auch.

Und nun die Bäder: Bis Wochenmitte hieß es noch, dass eine Öffnung frühestens am 15. Juni denkbar sei. Seit Donnerstag ist der Samstag nach Pfingsten der neue Stichtag. Das ist zwar schön, hilft den Bäderbetreibern aber nicht weiter.

Keine falschen Hoffnungen

Einfach die Tore zu öffnen, reicht ja nicht. Ein Online-Ticket-System muss eingerichtet werden, über die Höchstzahl der Badegäste und die Belegung der Liegewiesen gibt es unterschiedliche Angaben. Deshalb tut der Leonberger Bäderbetrieb gut daran, eine Öffnung vor dem 1. Juli nicht in Aussicht zu stellen. Auch die Renninger Zurückhaltung ist richtig. Zu optimistische Einschätzungen erhöhen die Erwartungshaltung. Klappt es doch nicht, ist die Enttäuschung umso größer.

Immerhin: Die Befürchtungen, dass in diesem Jahr im frisch sanierten Leobad überhaupt nichts läuft, scheinen vom Tisch. Und deshalb gibt es nun keinen weiteren Anlass für politische Debatten. Es war richtig, dass die SPD die Option einer zumindest begrenzten Öffnung aktiv thematisiert hat. Das Zeitziel, das der Fraktionsvorsitzende Ottmar Pfitzenmaier formuliert hat, eben der 1. Juli, scheint erreicht zu werden. Nun sollte das Team vom Bäderbetrieb in Ruhe, aber konsequent, auf diesen Termin hinarbeiten.

Talsohle noch nicht durchschritten

Langsam fügt sich das vor zehn Wochen so abrupt auseinander gerissene gesellschaftliche Leben wieder zusammen. Und doch ist es anders. Erst nach und nach kommen die Menschen in die Geschäfte und Lokale zurück. Auch der Badespaß des Sommers 2020 wird ein anderer sein als jener vergangener Jahre.

Und doch ist es wichtig, dass wir die Möglichkeiten nutzen, die wir zurückbekommen. Für unser eigenes Wohlbefinden, wie auch für das der Anbieter, die bittere Wochen hinter sich und die Talsohle längst noch nicht durchschritten haben.

Übrigens: Zum Pfingstfest haben auch die Hotels wieder offen. Warum also nicht ein kleiner Ausflug mit Übernachtung?