Die Grammy Academy hat nicht das Erwartbare gekürt, sondern das Außergewöhnliche – und das ist gut so.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Eine stark übergewichtige schwarze Sängerin und Kämpferin gegen die Bodyshamingfraktion, ein homosexueller schwarzer Hip-Hopper und eine 18-Jährige, die am Tourette-Syndrom leidet: Das waren die drei Topfavoriten bei der diesjährigen Grammy-Verleihung. Ein starkes und eindeutiges Signal in Sachen Diversität, mit dem man so nicht hätte rechnen können, war das für die Vergabe der wichtigsten Musikpreise der Welt schon mal vorab.

 

In allen vier Hauptkategorien hat am Ende die 18-jährige Billie Eilish gewonnen. Schon das ist außergewöhnlich, gleich alle vier Toppreise abzuräumen. Eine falsche Entscheidung ist es aber wahrlich nicht. Ihr Album mit dem sperrigen Titel „When we all fall asleep where do we go“ hat seine Reibungspunkte, und genau davon lebt es auch. Aufregende, teils bestechende, ungewohnt orchestrierte Musik bietet es, insofern ist es für sich schon ein würdiger Sieger. Die Interpretin zeigt darauf, wie man wunderbare Popmusik abseits des Mainstreams aufnehmen kann, ohne durch Exaltiertheit zu verstören.

Die Juroren haben Qualität ausgezeichnet

Dass damit nicht das Erwartbare, sondern das außergewöhnliche gekürt wurde, ist eine begrüßenswerte Entscheidung der Juroren. Auch die Wahl der weiteren Grammy-Gewinner zeigt in diesem Jahr, dass den Juroren offenbar nicht so sehr die Breitenwirkung, sondern die Güte der Aufnahmen am Herzen gelegen hat. Das ist ein wunderbares Signal für die Popwelt. Mehr über die Grammy-Verleihung lesen Sie hier später auf unseren Seiten.