Erbil ist weit weg von Stuttgart: 3939 Kilometer auf dem Landweg. Aber das Elend im Norden Iraks lässt sich weder ausblenden noch aussperren. Helfen ist Pflicht, meint der Berliner StZ-Korrespondent Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Erbil ist weit weg von Stuttgart: 3939 Kilometer auf dem Landweg. Aber das Elend im Norden Iraks lässt sich weder ausblenden noch aussperren. Am Freitag hat die Polizei im Stuttgarter Bahnhof 58 Flüchtlinge aus der Krisenregion aufgegriffen. Sie seien „illegal“ eingereist, heißt es im Protokoll. Der Zwischenfall lenkt den Blick auf den „größten humanitären Notfall unserer Zeit“. So bezeichnet das UN-Flüchtlingshilfswerk die Zustände, denen diese Menschen zu entkommen suchten: via Istanbul, Mittelmeer und Italien. Weder das rigide deutsche Asylrecht noch die europäische Grenzschutztruppe Frontex oder die bayerische Polizei können sie abschrecken. Und das ist gut so.

 

Der Fall zeigt: wir müssen uns darauf einrichten, weitaus mehr Flüchtlinge aufzunehmen als in den vergangenen Jahren. Italien, das als sogenanntes sicheres Drittland eigentlich verpflichtet wäre, diesen Menschen Obhut zu gewähren, hat inzwischen vor dem Ansturm kapituliert. Die Festung Europa kann sich gegen das Elend der Welt nicht völlig abschotten. Es wird aber auch nicht möglich sein, allen Opfern der Gewalt im syrischen Bürgerkrieg und der Barbarei selbst ernannter Gotteskrieger im Nordirak bei uns eine neue Heimat zu bieten. Sinnvoll ist es schon gar nicht. Aber wir kommen nicht umhin, unsere Hilfe zu vervielfältigen.