Der Höhlenforscher Johann Westhauser ist durch einen Unfall unverschuldet in Not geraten. Dass nun über die Kosten seiner Rettung diskutiert wird, ist völlig deplatziert, meint der StZ-Redakteur Michael Maurer.

Stuttgart - Johann Westhauser ist gerettet. Das Schicksal des Höhlenforschers hat viele Menschen (nicht alle) bewegt, und das weit über Deutschland hinaus, wie die internationale Besetzung der Rettungsteams beweist. Derart Anteil am Leben und Überleben zu nehmen ist eine urmenschliche Eigenschaft. Sie hat zumindest während des Rettungseinsatzes eine andere, im Lauf der Zivilisation antrainierte menschliche Eigenheit in den Hintergrund gedrängt: nämlich nach dem persönlichen Verschulden, den Kosten, der Haftung zu fragen. Ist nun, nach dem glücklichen Ausgang, die Zeit gekommen, diese Diskussion nachzuholen? Nein, sie ist deplatziert.

 

Johann Westhauser ist kein verantwortungsloser Abenteurer, kein leichtsinniger Tourist, der durch sein Verhalten sich selber und andere in Gefahr gebracht hat. Er ist, nach allem was man weiß, ein erfahrener und umsichtiger Höhlenforscher, der bei seiner Erkundungstour das Pech hatte, in einen Steinschlag zu geraten. Westhauser ist auch kein Extremsportler auf der Suche nach dem ultimativen Kick, sondern einer jener Idealisten, die durch ihren Forscherdrang kleine Kapitel der Erdgeschichte lesbar und erfahrbar machen. Eine Gesellschaft, die sich hoffentlich noch immer als Solidargemeinschaft versteht, hat die Pflicht, sich hier solidarisch zu zeigen. Ohne Diskussion.