Mit Sparprogrammen wird Siemens-Chef Peter Löscher die Probleme der Bahnsparte nicht lösen können, meint StZ-Korrespondent Thomas Magenheim.

München - Siemens-Chef Peter Löscher hat sein ICE-Versprechen an die Deutsche Bahn gebrochen. Der Großkunde muss ohne Zugreserve mit ungewissem Ausgang in den frostigen Winter fahren, weil Siemens nicht in der Lage ist, die bestellten Züge rechtzeitig zu liefern. Die Blamage für den Technologiekonzern, der seine Technologie offenkundig nicht im Griff hat, ist perfekt. Dass auch Konkurrenten wie Bombardier nicht immer rechtzeitig liefern, ist nur ein schwacher Trost. Die neuen ICE-Züge sind zudem nicht das einzige Großprojekt, das bei Siemens gerade aus dem Ruder läuft. Ein zweites Debakel spielt sich bei der Anbindung von Nordseewindparks ans Stromnetz ab.

 

Vor dem Hintergrund seines Versprechens, die Bahn werde wenigstens die Hälfte der 16 ICEs, die eigentlich schon seit einem Jahr fahren sollten, Anfang Dezember erhalten, ist die Blamage für Löscher auch eine persönliche. Die ICE-Pannen lassen zudem Zweifel an der Sinnhaftigkeit des jüngsten Sparprogramms aufkommen. Eine der sechs Milliarden Euro, die es umfasst, wollen die Münchener dadurch zusammenbekommen, dass sie Aufträge künftig verlustfrei abwickeln und den Kunden nicht mehr versprechen, als sie halten können. Windparks und ICE-Züge zeigen schmerzhaft, wie bitter nötig das wäre.

Technische Expertise und realistische Planung lassen sich aber nicht einfach von oben verordnen. Dazu braucht es fähiges Personal auf allen Ebenen. Ein Sparprogramm, das primär auf höhere Renditen zielt, ist nicht gerade die richtige Basis für mehr Qualität und Liefertreue. Vor allem die Zugsparte von Siemens, wo technische Probleme gravierenden Ausmaßes nicht zum ersten Mal auftreten, hätte es nötig. Siemens muss aus Fehlern lernen, sonst fährt der Zug bei der Bahn und anderen Kunden einmal ohne die Münchner ab.