Der Kurztripp der Kanzlerin nach Washington hat gezeigt: Nur mit größter Mühe wahren Obama und Merkel in der Russland-Politik die notwendige Geschlossenheit, kommentiert StZ-Autor Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - US-Abgeordnete haben in den letzten Tagen die Russland-Politik der Kanzlerin scharf kritisiert. Senator John McCain verstieg sich gar zu dem Vorwurf, Angela Merkel seien die Toten in der Ukraine gleichgültig und sie betreibe gegenüber Putin eine Appeasement-Politik wie einst die Westmächte gegenüber Hitler. Diese Vorwürfe waren nicht nur unverschämt und falsch, sie waren – was fast noch schlimmer ist – dumm. Russlands Präsident versucht, einen Keil zwischen Amerikaner und Europäer zu treiben. Er sieht natürlich, dass es in Washington und Berlin, Athen und Warschau sehr unterschiedliche Wahrnehmungen des Konflikts mit entsprechend unterschiedlichen Handlungsempfehlungen gibt. Wenn US-Politiker die Kanzlerin nun auf offener Bühne attackieren und diffamieren, betreiben sie das Geschäft Putins.

 

Die stärkste Waffe des Westens gegen Moskaus Expansionsstrategie ist Geschlossenheit. Der amerikanische Präsident Barack Obama ist dieser Erkenntnis bisher gefolgt, auch am Montag mit Merkel an seiner Seite. Aber wenn deren diplomatische Initiativen weiterhin kaum etwas einbringen, weil Putin nicht einlenkt, dann werden in den USA die Cowboy-Sprüche der Republikaner noch lauter zu hören sein. Es ist bereits zu spüren, dass Obama davon nicht unbeeindruckt ist.