Die Deutsche Bahn ist gut beraten, ein Alternativkonzept für ihre Nachtzüge zu präsentieren. Ein Kommentar von Frank Schwaibold.

Stuttgart - Als der frühere Bahn-Chef Hartmut Mehdorn einst die Speisewagen abschaffen wollte, ging ein Aufschrei durch das Volk der Bahnfahrer. Die Bahn-Spitze musste prompt umdenken und ließ danach sogar Gerichte nach Rezepten von Promiköchen in den rollenden Bistros auftischen. Nun steht ein weiterer Bahnklassiker auf der Streichliste. Von Dezember dieses Jahres an will die Bahn keine Nachtzüge mehr fahren, und erneut gibt es zahlreiche Proteste. Allerdings dürften sie dieses Mal kaum ausreichen, damit der Schienenkonzern von seinen Plänen abrückt. Zu schlecht ist die wirtschaftliche Prognose für die Nachtzüge. Das jährliche Defizit betrug zuletzt 31 Millionen Euro.

 

Dennoch ist die Bahn gut beraten, ein Alternativkonzept vorzulegen. Immerhin steigen jedes Jahr allein in Deutschland rund 1,3 Millionen Fahrgäste in einen Nachtzug. So mancher Geschäftsreisende reist lieber schon am Vorabend bequem mit dem Zug zu seinem Termin am nächsten Tag an, damit er morgens auch wirklich ausgeschlafen und frisch geduscht am Zielort ankommt. Außerdem ist die Bahnreise wesentlich ökologischer als ein Flug. Und für viele Familien und Urlauber ist die Fahrt im Nachtzug durch die Republik noch immer ein tolles Erlebnis.

Da ist es fast schon ein Glücksfall für die Deutsche Bahn, dass die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf das Geschäft mit den Nachtzügen setzt und ihr Angebot in den nächsten Jahren kräftig ausweiten will. Eine Kooperation mit der ÖBB wäre deshalb eine Chance, dass auch weiterhin möglichst viele Nachtzüge durch Deutschland rollen können. Damit allein ist es aber noch nicht getan. Für die Kunden ist auch wichtig, dass sie einfach und bequem an die Fahrkarten kommen. Deshalb muss der Ticketservice mit dem Bahnunternehmen aus dem Alpen-Nachbarland ebenfalls gut aufgestellt werden.