Viele Kickers-Fans sind vergrätzt, weil der Verein einige Personalien in den Führungsgremien recht verschleiert dargestellt hat, kommentiert StZ-Redakteur Joachim Klumpp.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Kennen Sie Sven Sökler? Das ist der beste Vorlagengeber der dritten Liga – für den 1. FC Saarbrücken. Seine Profikarriere hat er einst bei den Stuttgarter Kickers begonnen. Doch dort ließ man ihn gerne ziehen, weil er als eine „Entdeckung“ des Ex-Präsidenten Hans Kullen galt, der im Verein umstritten war.

 

Nach der Durststrecke in der Regionalliga läuft der Drittligist derzeit wieder Gefahr, dass persönliche Interessen in den Vordergrund treten. Bei den Fans jedenfalls brodelt es. Warum? Wegen der mangelnden Transparenz – zuletzt auf der Jahreshauptversammlung. Der Investor Wolfgang Dietrich existiert dort bislang nur als Phantom. Dabei ist unbestritten, dass durch seine Millionengabe die Kickers noch am Leben sind; man sollte aber schon hinzufügen, dass er sich das mit Zinsen honorieren lässt, die weit über dem Marktdurchschnitt liegen. Dass sein Sohn Christoph jetzt für den Aufsichtsrat nominiert wurde, mag ebenfalls legitim sein. Aber warum hat der Unternehmer nicht die Chuzpe, sich als Dietrich junior vorzustellen?

Für etliche Mitglieder gibt es jedenfalls Gesprächsbedarf. Dabei hätten sie auf der Hauptversammlung nachhaken können. Zum Beispiel, woher die außerortlichen Erträge in der Bilanz kommen? Eine halbe Million fällt schließlich nicht vom Himmel.

So oder so: der Verein, der gerne die große Kickers-Familie proklamiert, hat am Ende ein Stück Glaubwürdigkeit verspielt. Das ist bedenklich in Zeiten, in denen selbst dann nur noch 4000 Zuschauer in das Gazi-Stadion kommen, wenn der Gast fast tausend Anhänger mitbringt – wie zuletzt gegen Hansa Rostock der Fall.