Jetzt gehen auch noch die Rebellengruppen aufeinander los: Der Bürgerkrieg in Syrien ist für alle Beteiligten unbeherrschbar geworden – auch dank des westlichen Zauderns, meint StZ-Autor Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Jetzt gehen auch noch die Rebellengruppen aufeinander los. Dschihadisten mit Verbindung zu Al-Kaida liefern sich Gefechte mit der Freien Syrischen Armee. Dies macht eine wirksame Bekämpfung des Diktators Baschar al-Assad unmöglich. Dessen Truppen sind auf dem Vormarsch, werden aber nur partielle Erfolge erringen. Das Land zerfällt. Vielerorts tobt nun ein regionaler Stellvertreterkrieg, der lokale Schreckensherrschaften gebiert. Der Flächenbrand ist längst eingetreten.

 

Das Elend mit 100 000 Toten und 1,7 Millionen Flüchtlingen ist auch ein Resultat des Versagens in Washington, Brüssel, Berlin und anderswo. Der Westen hat es in zwei Jahren nicht geschafft, eine Koalition der Willigen auf die Beine zu stellen. Rechtzeitig eingerichtet, hätte eine Flugverbotszone Assad Grenzen gesetzt und den Menschen Fluchträume eröffnet. Dies hätte die kooperationsfähigen Rebellengruppen stabilisiert. Es gab ein Zeitfenster zum Handeln, das nicht genutzt wurde. Aus seiner anfänglichen Apathie im Balkankrieg hat der Westen offenbar keine Lehren gezogen. Jetzt ist es wohl zu spät für Syrien. Die Dschihadisten füllen das Machtvakuum auf ihre Weise. Noch mehr Waffen in die Region zu senden, wäre daher Wahnsinn. Niemand kann kontrollieren, in welche (Terroristen-)Hände sie gelangen. Das sinnlose Morden wird damit nur noch forciert.