Kommentar zu Terror in Paris Angst vor der Überfremdung

In Frankreich wird immer wieder über die Rolle des Islam gestritten. Die Diskussion nutzen vor allem die extrem rechten Parteien, kommentiert unser Frankreich-Korrespondent Knut Krohn.
Paris - Frankreich streitet wieder einmal über den Islam. Auslöser ist das Messerattentat in Paris, ausgeführt von einem 18 Jahre alten Pakistaner. Die Vehemenz der Diskussionen ist kaum verwunderlich, denn nach den Terroranschlägen von 2015 sind durch radikale Islamisten mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Erstaunlich ist aber, dass aus dem inzwischen jahrelangen Streit kaum ein Erkenntnisgewinn gezogen wurde. Nach jeder Tat beginnt die Diskussion praktisch vom Nullpunkt. Dabei werden die immer wieder gleichen Themen miteinander vermengt: Islam, Zuwanderung, Radikalisierung.
Es zeigt sich auch, dass die Angst vor Überfremdung längst die Mitte der französischen Gesellschaft erreicht hat. Aktuelle Umfrage belegen zudem, dass die allermeisten Franzosen den Laizismus in Gefahr sehen – bedroht durch einen offensiv auftretenden Islam.
Das liegt auch daran, dass die extreme Rechte die aufgeladene Stimmung für sich nutzt und das Spiel mit den Ängsten geschickt vorantreibt. Sie versucht, den Begriff Laizismus, der die Trennung von Staat und Kirche beschreibt, in ihrem Sinne zu definieren. Die rechten Brandstifter suggerieren, dass es beim Laizismus nicht um ein in der französischen Verfassung klar definiertes Gesetz, sondern um den Schutz einer irgendwie mythischen Identität einer weißen und katholischen Kultur geht.
Inzwischen hat die Diskussion über den Islam eine unglaubliche Schärfe erreicht – und selbst die extremsten Positionen sind längst hoffähig geworden. Hoffnung auf eine baldige Lösung des vielschichtigen Problems gibt es nicht. Anfang 2022 sind Präsidentenwahlen und der harte Kampf um die Gunst der Wähler hat begonnen. Zentrales politisches Thema ist die innere Sicherheit und da möchte keiner der Kandidaten als Weichling dastehen.
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