Die Manipulationen beim „Gelben Engel“ treffen den ADAC ins Mark. Seine Glaubwürdigkeit ist in Gefahr. Dem Automobil-Club, der den Mund gerne sehr voll nimmt, droht ein Crash, kommentiert der StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Der ADAC war bei vielen Deutschen bisher sehr beliebt. Die Pannenhelfer gelten als „gelbe Engel“ und nach ihnen ist auch der Preis benannt, mit dem der Club Jahr für Jahr die angeblich beliebtesten Modelle der Deutschen kürt. Für die Spitzenmanager der PS-Branche war die Preisverleihung ein Pflichttermin, ein feierlicher Festakt. Doch nun ist der Engel abgestürzt. Der Preis entpuppt sich als wertlose Trophäe, weil bei der Kür der Besten gnadenlos gemogelt wurde. Das trifft den ADAC ins Mark, denn Glaubwürdigkeit ist sein wichtigstes Kapital.

 

Bis jetzt betonen die ADAC-Oberen, dass es sich nur um einen Einzelfall handelt, um die Verfehlungen des Kommunikationschefs Michael Ramstetter, der nach der Aufdeckung der Manipulationen auch prompt geschasst wurde. Noch steht indes nicht fest, ob dies stimmt oder ob es sich dabei in Wirklichkeit nur um ein Bauernopfer handelt. Der ADAC hat eine restlose Aufklärung angekündigt, die unverzichtbar ist. Allerdings könnte dies auch für den Club unangenehme Ergebnisse zu Tage fördern. Denn wie kann es sein, dass alles zunächst unter der Decke blieb, obwohl viele Mitarbeiter an der Erfassung und Verarbeitung der Daten beteiligt waren?