Auf den neuen Bilfinger Chef wartet ein Berg voll Arbeit. Sollte er scheitern, wäre das verheerend für den Konzern.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Nun also soll’s ein Brite bei Bilfinger richten. Noch-Linde-Vorstand Thomas Blades, der im Sommer auf dem Chefsessel des Mannheimer Konzerns Platz nehmen soll, ist mittlerweile der vierte Chef in zwei Jahren. Was seine Vorgänger nicht geschafft haben, soll also nun ihm gelingen. Doch was eigentlich? Denn die Strategie, die der Konzern fährt, ist selbst für wohlwollende Beobachter nicht nachvollziehbar. Über Jahre wurde zugekauft, um sich anschließend wieder von Bereichen zu trennen. Das ist nicht gerade ein überzeugendes Geschäftsmodell. Der Versuch, Geld mit Dienstleistungen zu verdienen statt Stein auf Stein zu setzen, ist nicht aufgegangen und hat letztlich auch den ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch 2014 den Job gekostet.

 

Seine Nachfolger waren ebenso glück- oder vielmehr strategielos. Dass Bilfinger mal ein solides Unternehmen mit guten Renditen war, mag man kaum glauben. Dafür geht es in dem Konzern viel zu sehr drunter und drüber, ganz zu schweigen von den hohen Millionenverlusten, mit denen Bilfinger zu kämpfen hat. Was bringt es, wenn mehr Aufträge reinkommen, aber unterm Strich kein Geld verdient wird?

Sicher, der Einbruch im Kraftwerksgeschäft hat den Konzern besonders hart getroffen. Denn wegen der Energiewende gingen bei den Mannheimern immer weniger Aufträge für Anlagen ein, die sie bauen oder modernisieren konnten. Entscheidender aber sind die Managementfehler. Mal hü mal hott funktioniert eben nicht.

Neue Besen kehren gut, heißt ein bekanntes Sprichwort. Bei Bilfinger konnte bisher keine Rede davon sein. Chefs kamen und gingen, doch die Probleme türmten sich noch mehr. Der designierte Vorstandschef Blades ist daher zum Erfolg verdammt. Denn allzu lange kann sich der Konzern die bisherige Chaos-Strategie nicht mehr leisten. Inzwischen steht nicht nur das Kraftwerksgeschäft, sondern auch die Bau- und Immobiliensparte zum Verkauf. Blades muss endlich Nägel mit Köpfen machen, klar überzeugen, mit welchen Bereichen er den Konzern in eine erfolgreiche Zukunft führen will. Mit Vorschusslorbeeren ist er schon bedacht, dass er komplexe Führungsaufgaben meistern kann und Firmen erfolgreich neu ausrichten. Also ran an die Arbeit – die muss er mehr als gut machen.