Michail Gorbatschow warnt vor einem neuen Kalten Krieg. Der ehemalige sowjetische Staatschef macht dafür die USA und die EU mit verantwortlich. Der Westen muss die Worte Gorbatschows ernstnehmen, kommentiert StZ-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Michail Gorbatschow ist kein Freund Putins. Ganz im Gegenteil, der ehemalige sowjetische Parteivorsitzende hat sich stets als scharfer Kritiker des Kremlchefs hervorgetan und immer wieder demokratische Rückschritte und fehlende wirtschaftliche Reformen in Russland beklagt. Aus diesem Grund müssen seine Worte aufhorchen lassen. Er wirbt um Verständnis für die aktuelle Moskauer Politik und macht dem Westen schwere Vorwürfe, die Welt in einen neuen Kalten Krieg zu treiben.

 

Gorbatschow hat recht, wenn er die mangelnde Sensibilität für die Interessen Russlands beklagt. Zu lange hat sich der Westen als Sieger über die Sowjetunion gefühlt und Moskau nicht als vollwertigen Partner ernst genommen. Viele Kooperationsangebote wurden ignoriert, etwa als Putin einst bei einem Auftritt im Bundestag für eine gesamteuropäische Freihandelszone warb. Dieses Gebaren rächt sich nun in der Ukrainekrise. Erst jetzt, seit Putin einen gefährlichen und erfolgreichen Konfrontationskurs gegen Europa steuert, wird ihm auf Augenhöhe begegnet. Die EU muss Moskau signalisieren, dass sie die Botschaft verstanden hat. Auf der anderen Seite muss Putin wieder zu einer konstruktiven Politik zurückfinden. Dann kann die aktuelle Krise der Startpunkt für eine neue, gleichberechtigte Zusammenarbeit sein.