Das Verbot von Leerverkäufen zeigt die Uneinigkeit in Europa. Statt gemeinsame Lösungen zu verfolgen, nur Alleingänge, meint Roland Pichler.

Stuttgart - Es ist nicht mehr als ein Schnellschuss: die jüngste Entscheidung einiger Euroländer, die Spekulanten strenger zu regulieren, wirkt wenig überzeugend. Dass nun vier Länder hochspekulative Börsengeschäfte verbieten, zeigt einmal mehr, dass Europa nicht mit einer Stimme spricht. Es ist zwar richtig, dass vor allem die Euroländer Leerverkäufe an der Börse untersagen, die im Visier der Spekulation stehen, aber dennoch mutet dieser Versuch hilflos an. Anstatt gemeinsame Lösungen zu verfolgen, sind Alleingänge an der Tagesordnung. Der Glaube, das Verdikt werde Übertreibungen an Märkten Einhalt gebieten, ist naiv. Die Regelungen sind schließlich leicht zu umgehen.

 

Mit dem Vorstoß kurieren die Aufsichtsbehörden lediglich an Symptomen. Es deutet zwar einiges darauf, dass große Investmenthäuser im umsatzschwachen Monat August das Börsengeschehen in ihre Richtung zu lenken versuchen, aber es wäre falsch, die Ursache für Übertreibungen an den Aktienmärkten Spekulanten in die Schuhe zu schieben. Die Unruhe an den Börsen hat reale Hintergründe: die Sorge, dass die Staatsdefizite aus dem Ruder laufen, verunsichert die Bürger. Die Prioritäten sollten klar sein: Die Politik muss die öffentlichen Haushalte in Ordnung bringen. Trotz vieler Lippenbekenntnisse ist der Wille dazu vielerorts noch wenig ausgeprägt.