Ein komplett rauchfreies Klinikum wird es in Stuttgart nicht geben. Dafür scheinen die angedachten Maßnahmen zu halbherzig und in erster Linie von der Angst vor protestierenden Mitarbeitern bestimmt zu sein, kommentiert StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Als ehemaliger Raucher vermag Bürgermeister Werner Wölfle das Verhalten nikotinabhängiger Mitbürger gut einzuordnen. Nur konsequent erscheint deshalb sein Null-Toleranz-Ansatz, das bisher nur für die Gebäude geltende Qualmverbot aufs gesamte Klinikumgelände auszudehnen. Er geht davon aus, Patienten, Besucher und Beschäftigte daran hindern zu können, ausgerechnet im Krankenhaus ihre Gesundheit weiter zu ruinieren, wenn nur alle Aschenbecher entfernt und Raucherzonen aus der Dienstvereinbarung getilgt würden.

 

Die Experten in Sachen Rauchstopp sind sich freilich einig, dass radikale Lösungsversuche wenig Erfolg versprechen. Im konkreten Fall würden die Raucher ihre Kippen eben auf den Boden werfen und auf dem Gehweg qualmen. Abgesehen davon, gibt es neben dem Nichtraucherschutz ein vom Bundesarbeitsgericht gewürdigtes Recht auf einen vor Wind und Wetter geschützten Platz zum Qualmen. Diese Orte in die Hinterhöfe zu verdammen wäre nicht die schlechteste Idee, um das Rauchen weiter zu „denormalisieren“.

Der Umstand, dass es ein bundesweites Netzwerk rauchfreier Krankenhäuser gibt und die Regierung Tipps für Rauchfrei-Kampagnen offeriert, erklärt Wölfles Handlungsansatz im Grundsatz für richtig. Dagegen erscheinen die von Geschäftsführung und Personalrat angedachten Maßnahmen eher halbherzig und in erster Linie von der Angst vor protestierenden Mitarbeitern bestimmt zu sein. So wird es wohl nichts mit dem rauchfreien Klinikum.