Der Kampf um Deutschlands ehemals wichtigsten Verlag nimmt immer groteskere Züge an: Der StZ-Literaturredakteur Stefan Kister sehnt sich nach dem Ende der Schlacht.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Den Niedergang oder besser die Selbstdemontage des Suhrkamp Verlages pflegt man in Formen der hohen Tragödie zu beschreiben. Dem Gegenstand ist das durchaus angemessen, nicht aber dem Prozedere. Denn dieses gleicht eher einer Farce. Die Eskalationsdynamik, mit der Berkéwicz & Barlach die gegenseitige Peinigung betreiben, ist aus Slapstickfilmen wohl vertraut: Es fängt mit kleinen Stichen an und endet mit dem Zusammenbruch ganzer Häuserzeilen. Am Anfang ein Streit um die Warm- oder Kaltmiete der repräsentativen Verlegerinnenvilla in Berlin, nun also die Insolvenz. Mal hat der die Nase vorn, mal jene. Die Reihe juristischer Etappensiege Hans Barlachs hat Berkéwicz vorübergehend in einer waghalsigen Volte in ihr Gegenteil verkehrt. Ausgerechnet Barlachs strategische Renditegier liefert seiner Widersacherin den Hebel, ihn wenigstens vorübergehend kalt zu stellen.

 

Wies sie noch unlängst Zweifel an der finanziellen Prosperität des Unternehmens brüsk als geschäftsschädigend zurück, ist nun das Insolvenzrecht das probate Mittel, dem verhassten Teilhaber eins auszuwischen. Das ist schon allein deshalb riskant, weil bisher die Rechtsbeistände Barlachs bedeutend zuverlässiger agierten als jene der Geschäftsführung. Aber vielleicht wiegt die Genugtuung, Barlach drei Monate bar seiner juristischen Folterwerkzeuge zappeln zu lassen, ja alles auf, was danach kommt: im besten Fall ist es ein Fegefeuer, im schlimmsten gehen die Lichter aus.