Der VfB Stuttgart nimmt die Beziehung zur Stadt einseitig wahr. Keinen städtischen Vertreter bei der Einweihung des Leistungszentrums sprechen zu lassen, passt bedauerlicherweise genau ins Bild, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Im Stuttgarter Rathaus wird der VfB längst als hoffnungsloser Fall wahrgenommen. Dabei haben sie dort weder die Transferpolitik des Vereins im Fokus noch das Verhalten der Abwehr bei Standardsituationen. Was den Bürgervertretern zu Recht sauer aufstößt, ist die merkwürdige Vorstellung des Fußball-Bundesligisten, die Beziehung zur Stadt könne in erster Linie darin bestehen, Forderungen zu stellen, anstatt anzuerkennen, dass wer nimmt, auch zu geben bereit sein muss. Im Nehmen steht der VfB ganz oben in der Tabelle: Wie ein klammer Stadtteilclub steht er auf der Matte, wenn es um Zuschüsse geht. Nun will er über die Miethöhe verhandeln, falls der Profibereich in eine AG umgewandelt wird. Und wenn sich die Mannschaft nicht am Riemen reißt, dann geht es im nächsten Jahr ans Eingemachte: In der zweiten Liga müsste die städtische Stadiongesellschaft dem Betreiber VfB erhebliche Zugeständnisse machen.

 

Die Stadt als Zuschussgeberin und Grundstückseigentümerin bei der Einweihung des Leistungszentrums zu übergehen und das Stadtoberhaupt zur Randfigur zu degradieren, ist ein Affront. Aber das passt eben auch ins Bild: Nun, da das Haus fertig ist, hat die Stadt ihre Schuldigkeit getan. Dabei glaubte man, mit Bernd Wahler würde es besser als unter Gerd Mäuser, jenem VfB-Präsidenten mit dem unverschämten Ton am Leib, der die Stadt sogar verklagen wollte. Als angenehm wird stattdessen die Zusammenarbeit mit Kickers-Chef Rainer Lorz gelobt. Fredi Bobic könnte, wenn er noch im Amt wäre, von Michael Zeyer einen zivilen Umgangston lernen. Die Kickers als Vorbild – wenn das für den VfB keine Motivation ist, an sich zu arbeiten.