Der Wasen ist angesagter denn je – die Imageprobleme von vor zehn Jahren sind verschwunden. Die Gründe dafür sind jedoch nicht ganz klar, meint StZ-Redakteur Ingmar Volkmann.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das Volksfest boomt. Der Prosit der Gemütlichkeit ist angesagter denn je. Alle gesellschaftlichen Schichten drängen in die Bierzelte. Diese Entwicklung ist aus zwei Gründen verblüffend: Zum einen hatte der Cannstatter Wasen noch vor zehn Jahren ein Image-Problem. Das Volksfest galt als Proll-Party, ein Besuch war in etwa so angesagt wie das Tragen einer Tracht außerhalb Bayerns. Der Vorwurf: in den Zelten würde doch nur gesoffen. Womit wir bei der zweiten erstaunlichen Beobachtung wären. Inhaltlich hat sich am Grundsatzprogramm auf dem Wasen nichts geändert. Sicher, im Rahmen des Möglichen wird mit mehr Niveau gefeiert. Das Leitmotiv lautet aber immer noch: die Krüge hoch. Und das mehr denn je.

 

...

Bitte einen Moment Geduld.
Die Media-Software lädt die Inhalte ...

Experten wie der Schaustellersprecher Joachim Hohl sehen diese Entwicklung einem internationalen Trend geschuldet. Die neue Maßlosigkeit im Umgang mit der Maß sei auch auf der Wiesn oder beim Springbreak zu beobachten. Wenn der Zeitgeist indes von zu viel Himbeergeist geschwängert ist, kann die Stimmung schnell kippen. Die kommenden zwei Wochen werden auch zu einem Belastungstest für die Stuttgarter Innenstadt, wenn Volksfestbesucher nach dem Wasen in Stuttgarts Clubs weiterfeiern wollen. Manch City-Gastronom sieht dem Ansturm aus Bad Cannstatt mit Grausen entgegen und verstärkt schon mal das Türpersonal. Die Polizei hatte die Partyszene bereits in den vergangenen Monaten kritisch beäugt. Bleibt abzuwarten, wie die Beamten der allgemeinen Heiterkeit begegnen werden. Damit aus der kollektiven Bierseligkeit nicht ganz schnell ein Prosit der Ungemütlichkeit wird.