Deutsche Fans haben die Darts-WM in London entdeckt. Immer zahlreicher besuchen sie die Veranstaltung im Alexandra Palace. Und leider muss man sich für das Verhalten einiger Zuschauer aus good, old Germany schämen, schreibt Tobias Schall.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Manch deutscher Tourist im Ausland hat ja einen hohen Gruselfaktor, gleiches gilt regelmäßig, wenn sich deutsche Sportfans auf Reisen begeben. Zum Beispiel auf einen Trip zur Darts-WM nach London – zur fünften Jahreszeit des Sports. Bier. Sport. Party. Das klingt ein bisschen nach Mallorca – und genauso verhalten sich dort leider einige.

 

Die Darts-WM wird in Deutschland immer beliebter, der Sender Sport-1 freut sich über Rekordquoten – aber für den Zuschauer wird das Verhalten einiger deutscher Darts-Touristen zum Ärgernis. Schon in den vergangenen Jahren hat sich angedeutet, dass mancher Besucher aus good, old Germany leider sein deutsches Fußball-Liedgut mit im Gepäck hatte. Dieses Jahr ist der deutsche Chor so groß und unüberhörbar, dass der Punkt erreicht ist, an dem man sich fremd schämen muss.

Zehn Prozent der Tickets für die WM sind in deutscher Hand – und 100 Prozent der schlechten Lieder.

Am Mittwoch zum Beispiel waren Schmähgesange gegen Timo Werner und Borussia Dortmund zu hören sowie „Deutschland, Deutschland“-Rufe, die im Darts so deplatziert wirken und auch die britischen Zuschauer irritieren. Gerade im Darts werden traditionell alle Spieler gefeiert, gleich welcher Herkunft – wir sind hier ja nicht beim Fußball. Darts war so ein großartiges Liveerlebnis – nun ist es verstimmt. Der britische Boulevard ätzt bereits über die Deutschen, die von Darts keine Ahnung hätten und den Respekt vor dem Sport vermissen lassen würden, aber sich dafür traditionell mit Bierkrügen gut auskennen.

Darts lebt von der besonderen Atmosphäre, von der wunderbaren Kombination aus Party und Präzisionssport. Wer jemals im Ally Pally war, wird die besondere Atmosphäre dort nie vergessen. Es ist eine faszinierende, freundschaftliche, friedliche Stimmung unter tausenden sangesfreudigen Menschen, die sich und den Darts-Sport feiern. Es gibt Frotzeleien zwischen den Zuschauen auf der Tribüne und denen im Innenraum: „Boring, boring table“, singen die einen etwa, wenn es im Innenraum zu leise ist. „You can’t afford the table“, wird zurückgesungen in Richtung der billigeren Plätze.

Lasst Eure Fan-Gesänge dort, wo sie hingehören

Aber es gibt keine Schmähgesänge wie in Fußball-Stadien, oder besser: die gab es so nicht, bis die Deutschen kamen und gegen BVB, den niederländischen Fußball oder Timo Werner herzogen und die britischen Gastgeber verstimmen („Ohne Deutschland wär’ hier gar nix los“).

In der Hallenordnung des Alexandra Palace ist sogar das Tragen von Fußball-Trikots ausdrücklich untersagt, um zu verhindern, dass es dadurch zu Reibereien kommt. Und was macht ein Teil der deutschen Zuschauer? Singt deutsche Fußball-Lieder.

Das ist respektlos vor den Gastgebern, vor dem Darts-Sport und vor den Spielern auf der Bühne. Wer nur trinken und Fußball-Lieder singen will, der möge zum Fußball gehen!

Deshalb, liebe deutsche Ally-Pally-Besucher, bitte feiert Euch selber, feiert die Veranstaltung, feiert die Spieler – aber bitte lasst Eure Fußball-Gesänge dort, wo sie hingehören: in deutschen Fußball-Arenen!

Danke.

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