Die österreichische Drogeriekette Dayli ist gescheitert, weil der Investor Rudolf Haberleitner seine Visionen nicht ansatzweise umsetzte, meint StZ-Redakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Das Thema bewegt die Österreicher heute genauso wie die Deutschen vor einem Jahr. Damals war das Drogerieimperium von Anton Schlecker pleitegegangen – nun ist das ambitionierte, aber auch stets mit großer Skepsis betrachtete Dayli-Projekt des Investors Rudolf Haberleitner gescheitert. Haberleitner hatte die österreichische Schlecker-Tochter vor Jahresfrist übernommen. Einer von mehreren Hundert Kommentaren auf der Internetseite des Wiener „Standard“ brachte es dieser Tage auf den Punkt: „Dort, wo ich wohne, sind zwei Dayli-Shops. Sie sehen aus wie Schlecker, nur schlimmer und halb leer . . . “ In der Tat erinnerte vieles an die letzten Tage von Schlecker: Leere Regale, saftige Rabattaktionen, ausstehende Gehälter von Beschäftigten und offene Lieferantenrechnungen. Mit der Verzögerung von einem Jahr droht nun mehr als 3400 Mitarbeitern in Österreich und weiteren gut 1000 in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg dasselbe Schicksal wie ihren deutschen Kollegen.

 

Dabei hatte Rudolf Haberleitner nichts Geringeres als eine Revolution im Einzelhandel versprochen: ein neues Shop-Konzept mit maximalem Sortiment auf minimaler Fläche. Allerdings war schon Anton Schlecker vor allem deswegen gescheitert, weil seine zu kleinen Länden an schlechten Standorten einen zu geringen Flächenumsatz erwirtschafteten. Die Antwort auf die Frage, wie es funktionieren soll, ist Haberleitner bis heute schuldig geblieben. Stattdessen kündigte er vollmundig den Siegeszug seines entstaubten Tante-Emma-Konzepts an und überschlug sich selbst mit Expansionsplänen („Ich will den ganzen Balkan, so schaut’s aus.“). Daraus wird nun nichts. Millioneninvestitionen erwiesen sich als Luftnummer. Angekündigte Umbauten, die das triste Erscheinungsbild der Shops verbessert hätten, blieben aus.

Die Schuldigen an seinem sich bereits abzeichnenden Scheitern hatte Haberleitner schnell ausgemacht: zum einen Gewerkschaften, Kirchen und die Politik, die eine Sonntagsöffnung der Läden verhinderten, zudem hätten die hiesigen Medien mit negativer Berichterstattung mögliche Investoren vergrault. Dass seinem Konzept von Konkurrenten und Experten von vornherein kaum Erfolgsaussichten eingeräumt wurden, ficht Haberleitner nicht an. Seine Bruchlandung wirkt über die österreichischen Grenzen hinaus: An eine Wiedereröffnung deutscher Schlecker-Filialen ist nicht mehr zu denken. Womöglich bleibt uns damit einiges Übel erspart.