Die Regierung in Nikosia braucht dringend Geld und versucht die russische Karte zu spielen – mit sehr hohem Risiko, meint StZ-Politikchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Not macht erfinderisch, sagt das Sprichwort. Die Not der Zyprer ist so groß, dass es nahezu genialer Ideen bedarf, um sie aus dem Schlamassel zu befreien, in den sie überwiegend selbst verschuldet geraten sind. Ihre Idee allerdings, das Heil in Moskau zu suchen, ist weniger genial als haarsträubend.

 

Das klamme Zypern versucht an frisches Geld zu kommen, ohne die eigenen Bürger zu belasten und ohne ihr nationales Geschäftsmodell infrage zu stellen. Das beruht darauf, durch niedrige Steuern und hohe Zinsen große Anleger aus aller Welt anzuziehen und daran kräftig zu verdienen – schön abgesichert in der Eurozone. Das Verhalten Zyperns ist für die Europartner nicht akzeptabel: die Zyprer müssen selbst einen respektablen finanziellen Beitrag leisten, wenn sie Hilfsgelder der Deutschen, Franzosen und Italiener haben wollen, und sie müssen ihr parasitäres Geschäftsmodell aufgeben – soll heißen: ihr aufgeblähtes Bankensystem auf ein europäisches Normalmaß stutzen.

Stattdessen versuchen sie die russische Karte zu spielen. Aber auch Moskau wird sich jede Hilfestellung teuer bezahlen lassen – durch Zugriff auf die Gasvorkommen vor der Mittelmeerinsel, durch Einfluss auf die zyprischen Banken. Und Zypern muss wissen, dass es dann jeden Anspruch auf europäische Solidarität verliert.