Mit der Regelung der Nachfolge tut sich Fischer schwer. Dabei hätte man aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen können, meint Ulrich Schreyer.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Waldachtal - Die Nachricht ist auf den ersten Blick überraschend: Kaum auf dem Chefsessel installiert, muss der 36 Jahre alte Jörg Klaus Fischer diesen auch schon wieder räumen. Und mehr noch: Er verlässt das Unternehmen ganz. Bei genaueren Hinsehen aber kann die Meldung aus Waldachtal durchaus ein Déjà-vu-Erlebnis hervorrufen. Ähnliches, wenn auch nicht mit derart drastischen Konsequenzen, hat der weltweit führende Dübelhersteller nämlich schon einmal geboten. Auch der Wechsel vom Dübel-Erfinder Artur Fischer zu dessen Sohn Klaus verlief alles andere als reibungslos.

 

Dies nicht nur, weil der Nachfolger stets im Schatten des väterlichen Ruhmes stand. Klaus Fischer, keineswegs uneitel, litt darunter erheblich. Dass der Vater noch ein Büro in der Firma hatte, wurde eher zähneknirschend akzeptiert – doch als der alte Tüftler auch noch mit einer Art „Lego“-Bausteinen aus Mais zu experimentieren begann, wurde Klaus nicht müde, dies als „privates“ Hobby des übermächtigen Patriarchen darzustellen. Gelernt hat die Familie aus den damaligen Problemen offenbar nichts. Dabei hätte gerade sie wissen müssen, dass der Generationswechsel eines der heikelsten Probleme in Familienunternehmen ist. Klappt der Wechsel nicht, wird es gefährlich: Das Unternehmen kann in Schieflage geraten, in der Familie bricht heilloser Streit aus – sowie jetzt bei Fischer.

Dass es auch anders geht, hätte Klaus Fischer ganz in der Nähe beobachten können: Beim Vakuumspezialisten Schmalz im Schwarzwaldstädtchen Glatten, aber auch beim Spritzgussmaschinenhersteller Arburg in Loßburg. Beide Unternehmen haben seinerzeit die Nachfolge geregelt, ohne dass es zu derartigen Zerwürfnissen kam. Berthold Leibinger, der Vorsitzende der Kontrollgremien beim Maschinenbauer Trumpf, sagt gerne, ein Familienunternehmen sei „die beste Unternehmensform, wenn die Familie etwas taugt“. Natürlich „taugt“ auch die Familie Fischer etwas – sonst wäre das Unternehmen nicht Weltmarktführer bei Dübeln geworden. Doch in einem wichtigen Punkt hat sie versagt: Der Generationswechsel wurde verpatzt.