Die geplante Fusion von O2 und E-Plus dürfte den gesamten Mobilfunk-Markt durcheinander rütteln. Für die Unternehmen mag dies Vorteile bringen, für die Kunden nicht, meint der StZ-Autor Wolfgang Koch.

Bonn - Das ist keine gute Nachricht für die Telefonkunden: Ein aggressiver Mobilfunkanbieter verschwindet vom deutschen Markt. E-Plus wird voraussichtlich von Telefónica Deutschland (O2) übernommen. Gemeinsam setzen sich die beiden kleineren Mobilfunkunternehmen damit an die Spitze vor der Deutschen Telekom und Vodafone, jedenfalls wenn man nach der Zahl der Kunden rechnet.

 

Was bedeutet das für Investitionen, Arbeitsplätze, Preise und die Qualität des Angebots im Telekommunikationsmarkt? Mehrmals haben die spanische und die niederländische Muttergesellschaft der deutschen Heiratskandidaten schon versucht, eine Hochzeit zu arrangieren, um durch die Zusammenarbeit viel Geld zu sparen. Beide haben hohe Schulden und wenig Mittel, um zu investieren. Bisher war der Leidensdruck aber noch nicht groß genug. Keiner wollte dem anderen die Führung überlassen. Nun haben die Niederländer zurückgesteckt. Im nächsten Jahr soll ihre Tochtergesellschaft E-Plus mit O2 zusammengehen, falls die Aktionäre zustimmen und die Kartellbehörden es erlauben.

Telekom und Vodafone erhalten Verschnaufpause

Deutschland hätte dann nur noch drei statt vier Netzbetreiber im Mobilfunk, der Wettbewerbsdruck dürfte abnehmen. Den hat bisher vor allem E-Plus mit immer neuen Preissenkungen erzeugt, weil dessen Deutschland-Chef so den Marktanteil erhöhen wollte. Dieser schnellt nun durch die Fusion mit O2 in bisher unerreichbare Höhen, weitere Sonderangebote für neue Kunden dürften entbehrlich werden. Der Preisrutsch am Mobilfunkmarkt wäre vorerst beendet. Die Deutsche Telekom und Vodafone bekämen eine Verschnaufpause.

Doch auch O2 und E-Plus profitieren von dem Zusammenschluss. Sie können ihre Netze zusammenlegen und gemeinsam ausbauen. Damit sparen die Unternehmen etliche Milliarden, wenn auch nicht sofort. Von einem gemeinsamen Netz werden vor allem E-Plus-Kunden profitieren, die bisher nicht überall mit ihrer Verbindung zufrieden sind. O2 hat sich mit zusätzlichen Frequenzen eingedeckt und ist dabei, die schnelle Übertragungstechnik LTE auszubauen. Die Investitionen in den Mobilfunk insgesamt werden in den nächsten Jahren sinken, weil ein Netz aufgegeben wird. Ob der Ausbau der verbleibenden drei das kompensieren kann, hängt von den Umsätzen der Unternehmen ab. Sie müssen alle technisch aufrüsten, um den rasant steigenden mobilen Datenverkehr störungsfrei bewältigen zu können.

Tausende von Arbeitsplätzen dürften wegfallen

Für die Beschäftigten bedeutet der geplante Zusammenschluss definitiv nichts Gutes. Ein gemeinsames Unternehmen benötigt nur eine Vertriebsmannschaft, eine Verwaltung und ein Serviceteam. Einige Tausend Arbeitsplätze werden wegfallen. Düsseldorf muss wohl auf die Zentrale von E-Plus verzichten, denn O2 sitzt in München. Beide Unternehmen werden viel Geld, Energie und Zeit brauchen, um zusammenzuwachsen. Das freut vor allem das Management der Deutschen Telekom, denn auch dem großen Konkurrenten Vodafone steht mit der geplanten Übernahme von Kabel Deutschland eine Fusion mit allen damit verbundenen Problemen bevor.

Die Zukunft im Telekommunikationsmarkt wird durch die Integration der Übertragungswege bestimmt. Festnetz und Mobilfunk, Glasfaserkabel und neue Funktechniken gehören bei allen großen Unternehmen dazu. Vodafone verbündet sich sogar mit der schärfsten Konkurrenztechnik, dem Fernsehkabel. Der Telekom ist das verwehrt. Sie hat das Kabel früher in ganz Deutschland verlegt, musste das Netz aber auf Druck der EU-Kommission verkaufen. Nun versucht sie, den Umsatzschwund mit Breitband und neuen Diensten zu stoppen. Das vernetzte Heim und das Internet im Auto gehören dazu. Neben den integrierten Netzen werden auch diese Innovationen den Markt der Telekommunikation rasant verändern.