Gemeinsam mit Praxair wollte Linde zurück an die Weltspitze. Doch der Industriegashersteller macht überraschend einen Rückzieher. Große Vorhaben scheitern oft an vermeintlichen Nebensächlichkeiten, meint Redakteurin Sabine Marquard.

Stuttgart - Die Woche startet mit einem Paukenschlag: Aus der geplanten Megafusion zwischen dem Münchener Industriegashersteller Linde und dem amerikanischen Konkurrenten Praxair wird nichts. Der Dax-Konzern habe die Gespräche abgebrochen, meldet Linde kurz vor Börsenstart am Montag. Das gemeinsame Ziel, zum größten Industriegashersteller der Welt zu werden, ist beerdigt worden.

 

Seit Wochen wurde verhandelt. Der Zusammenschluss, der eine Fusion unter Gleichen werden sollte, schien näher zu rücken. Bis zuletzt haben Investoren und Analysten das Vorhaben als betriebswirtschaftlich sinnvollen Schritt bewertet. Linde ist zwar fast doppelt so groß wie der US-Konkurrent, dafür sind die Amerikaner deutlich profitabler. Linde sollte von Praxair lernen, die Kosten besser in den Griff zu bekommen.

Soweit so gut. Doch der Teufel steckt im Detail. Ein unüberwindbares Thema soll der Hauptsitz des fusionierten Unternehmens sein. Hier waren London oder ein Standort in den Niederlanden im Gespräch. Das hat in München die Arbeitnehmer und nicht nur sie nervös gemacht. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner wollte sich für den Standort München ins Zeug werfen. Wenn sich, wie es heißt, Linde-Chef Wolfgang Büchele für den Abbruch der Verhandlungen stark gemacht hat, verwundert das nicht. Praxair-Chef Stephen Angel galt als Favorit für den Chefposten. Am Ende scheitern große Vorhaben nicht selten an vermeintlichen Nebensächlichkeiten.