Vodafone schielt mit seinem Milliardenangebot auf die vorhandene Infrastruktur von Kabel Deutschland. Sollte die Übernahme gelingen, werden sich Deutsche Telekom und die Briten heftig beharken.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Der heftige Streit über die Tempobremse der Telekom im Internet hat gezeigt, dass das Unternehmen auch noch fast zwei Jahrzehnte nach der Privatisierung als unersetzlicher Teil der Daseinsvorsorge in Deutschland wahrgenommen wird. Das hat Gründe: Insbesondere für die sogenannte letzte Meile ist die Infrastruktur der Deutschen Telekom selbst für so manchen Wettbewerber noch der einzige Weg zum Kunden. Doch längst haben sich die einst für das Fernsehen vergrabenen Kabel als weiterer Zugangsweg etabliert. Darüber laufen nicht mehr nur Fernsehsignale, sondern es können auf diesem Weg auch Internet- und Telefonieangebote im sogenannten Triple-Play gebündelt werden – in höherer Qualität und Geschwindigkeit als im Festnetz der Telekom.

 

Vodafone zahlt einen hohen Preis

Das ist der entscheidende Grund, warum Vodafone bereit ist, einen derart hohen Preis für Kabel Deutschland zu bezahlen. Der britische Kommunikationsanbieter will sich trotz einer bestehenden Kooperation beim VDSL-Zugang stärker von der Telekom-Infrastruktur lösen. Sollte die Übernahme gelingen und das Kartellamt grünes Licht geben, dürfte für die Kunden das Ergebnis zweischneidig sein. Einerseits würde die sich gelegentlich noch wie ein Quasimonopolist gerierende Telekom einen Wettbewerber bekommen, der ihr auf Augenhöhe gegenübersteht. Vodafone würde sich mit konkurrenzfähigen Angeboten von Telefon, Fernsehen und Internet leichter tun als Kabel Deutschland. Andererseits scheidet mit dem Kabelnetzbetreiber in weiten Regionen Deutschlands ein Wettbewerber auf dem Breitbandmarkt aus. In Baden-Württemberg ist aber das nicht zu Kabel Deutschland gehörende KabelBW beispielsweise durchaus in der Lage, über das Fernsehen hinausgehende, gebündelte Angebote zu machen.

Die Übernahme durch Vodafone wäre aber klar besser als ein Kauf durch Liberty Global, den Betreiber der anderen Kabelnetze in Deutschland. Bei einem solchen Szenario entstünde zumindest für eine Breitbandtechnologie in Deutschland quasi ein Monopol. Doch genau diese Marktmacht wollte man Ende der neunziger Jahre, als man dem damaligen Monopolisten Telekom das Fernsehkabelnetz aus den Händen nahm, konsequent zerschlagen.