Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr will nicht nur auf Kostensenkung setzen, sondern auch wieder stärker auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Eine Revolution ist seine Strategie allerdings nicht, meint StZ-Wirtschaftskorrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Wer eine Revolution vom neuen Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Die größte Fluggesellschaft Europas will wieder Maßstab der Branche werden, verkündete Spohr als neue Strategie. Das sollte eigentlich für einen Branchenführer selbstverständlich sein. Die Stellschrauben, mit denen der neue Lufthansa-Chef die Profitabilität nachhaltig steigern will, sind denn auch keine großen Überraschungen. Weil die Verlagerung des Europa-Verkehrs auf Germanwings bisher recht gut läuft, wird das Modell ausgeweitet, um den Billiganbietern wie Ryanair oder Easyjet Paroli bieten zu können. Ob das auch auf der Langstrecke im Wettbewerb mit den Golf-Anbietern sinnvoll ist, ist noch nicht entschieden. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass Spohr die Gespräche mit der dynamisch wachsenden Fluggesellschaft Turkish Airlines wieder aufgenommen hat, die sein Vorgänger Christoph Franz abgebrochen hatte.

 

Erfreulich an der Strategie des neuen Lufthansa-Chefs ist, dass nicht mehr nur die Kostensenkung im Fokus steht, auch wenn das 2012 eingeführte „Zukunftsprogramm“ Score fortgeführt wird. Die Lufthansa will wieder mehr auf die Wünsche der Kunden hören, das ist ein deutliches Signal. Schon vor zwei Wochen hatte Spohr das ehrgeizige Gewinnziel gekippt, das sein Vorgänger aufgestellt hatte. Auch wenn dies die Aktionäre verschreckt hat, so ist dem neuen Konzernlenker doch der langfristige Erfolg wichtiger als ein kurzfristiger Kursanstieg. Noch deutlicher als bisher betont Spohr, dass die Lufthansa einfach beides bieten muss: hier die hohe Qualität, die vor allem die Kunden erwarten, die mit teuren Tickets für die Gewinne sorgen. Dort die preiswerte Alternative für die Kunden, die von A nach B wollen und dafür nur einen begrenzten Preis zahlen wollen.

Dieser Spagat ist nicht nur für die Lufthansa eine große Herausforderung, sondern für alle klassischen Fluggesellschaften. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden vor allem erleichtert sein, dass der neue Chef nicht mit dem Rasenmäher an den Kostenblock geht. Spohr ist ausgebildeter Pilot, er kennt sich mit besonnenem Handeln aus. Ob das mehr Schwung bringen wird, bleibt aber abzuwarten.