Porsche kann auf längere Sicht noch weiter deutlich expandieren und dennoch eine exklusive Marke bleiben, kommentiert unser Autor Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Stuttgart - Vor dreieinhalb Jahren hat Matthias Müller das Steuer bei Porsche übernommen und damals mit der Strategie 2018 den Kurs für die weiteren Jahre abgesteckt. Dazu gehörte auch, dass der Autobauer bis zum Jahr 2018 weltweit mehr als 200 000 Autos verkaufen wollte. Dieses Ziel rückt nun viel früher als geplant in Reichweite, denn mit dem kompakten Geländewagen Macan, der in diesem Jahr startet, zündet die Nobelmarke die nächste Stufe ihrer Modelloffensive. Bereits im nächsten Jahr dürfte das für 2018 angepeilte Absatzziel erreicht werden.

 

Deshalb muss der Vorstand sich in diesem Jahr darüber Gedanken machen, wohin die weitere Reise gehen soll, und welches Tempo der Sportwagenhersteller dabei anschlagen will. Im Kreis der Eigentümer ist man sich darüber offenbar nicht ganz einig. Während Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche eher bremst, davor warnt, die Marke zu überdehnen und damit die Exklusivität zu gefährden, hat der VW-Konzern mit dem Patriarchen Ferdinand Piech eher ein Interesse daran, dass seine noble Stuttgarter Tochter weiter kräftig auf die Tube drückt. Denn Porsche ist eine wichtige Gewinnmaschine und kann den Wolfsburgern Schub auf dem Weg zum weltweit führenden Autohersteller geben.

Es ist durchaus verständlich, dass dem Stuttgarter Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche etwas schwindlig wird, wenn er sich vorstellt, dass das Unternehmen weiter in solch einem atemberaubenden Tempo expandieren soll wie in den vergangenen Jahren. In der kurzen Zeit seit dem Antritt von Porsche-Chef Müller ist die Belegschaft um 50 Prozent aufgestockt worden. Im Werk Leipzig sind vor dem Start des Macan mehr Mitarbeiter neu eingestellt worden als bisher schon an Bord waren. Bei so vielen neuen Beschäfigten ist es keine kleine Herausforderung, den familiären Porsche-Geist zu bewahren, der das Unternehmen stets prägte und auch viel zum Erfolg beigetragen hat.

Deshalb wäre es gewiss nicht schlecht, bei der Expansion den Fuß zunächst einmal etwas vom Gas zu nehmen. Auf längere Sicht kann das Unternehmen jedoch durchaus beides schaffen: weiter deutlich wachsen und dennoch die Exklusivität der wertvollen Marke bewahren. Zwar wäre es riskant, in niedrigere Preisregionen vorzustoßen, weil damit der Abstand zu den Massenanbietern zu gering würde, aber in der bisherigen preislichen Bandbreite ist noch viel Luft. So klafft bei den Sportwagen beispielsweise eine große Lücke zwischen dem 911er und dem Supersportwagen 918 Spyder, könnten Geländewagen oder Panamera mit zusätzlichen Varianten wie bei dem 911er aufgefächert werden. Und weil der Weltmarkt wächst, wird Porsche trotz der Expansion ein exklusiver Nischenanbieter bleiben. Die Grenzen des Wachstums kommen deshalb noch lange nicht in Sicht.