In sensiblen Landschaften in der Region Stuttgart sollten keine Windräder gebaut werden. Dazu gehört vor allem der Albtrauf. Die Energiewende ist trotzdem möglich, meint Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Während die Region Stuttgart derzeit noch 85 Standorte für rechnerisch rund 400 Windräder vorhält, haben andere Regionen mit deutlich mehr Wind nur ein Drittel oder ein Viertel so viele Standorte ausgewiesen. Das Bild mag etwas verzerrt sein, weil anderswo auch die Kommunen Windräder planen können – dennoch darf man die alte Frage neu stellen: Muss gerade die Region Stuttgart, die dicht besiedelt ist und ein eher mittelmäßiges Windpotenzial besitzt, die größte Zahl von Anlagen im Land zulassen?

 

Die Frage ist nicht polemisch gemeint. Selbstverständlich ist an der Energiewende nicht zu rütteln, und das Sankt-Florians-Prinzip darf nicht gelten – auch Stuttgart muss liefern. Selbst wenn man alle Debatten um Einwohnerdichte beiseite lässt, heißt das grob: Bei zehn Prozent der Landesfläche müssten in der Region Stuttgart etwa 100 Windräder bis 2020 gebaut werden, um das Landesziel von 1100 Anlagen zu erreichen. Damit nicht nur kurzfristig geplant wird, müssten vielleicht doppelt so viele Standorte ausgewiesen werden. Dann wäre die Energiewende möglich und niemand kann sagen, Stuttgart drücke sich.

Und doch bliebe Raum, landschaftlich sensible Bereiche besser zu schützen. Die Region Bodensee-Oberschwaben lässt im Allgäu, am See und an der Donau kein einziges Windrad zu – die Region Stuttgart aber verschont auch den absoluten Höhepunkt der Gegend, den Albtrauf, nicht. 1500 der 3500 Hektar an ausgewiesenen Flächen liegen an und auf der Alb. Dass über diese Frage des Landschaftsbildes in der Regionalversammlung nie diskutiert wurde, ist beschämend. Die Politik sollte mehr tun als nur Verwaltungsvorlagen abnicken.