Eine Studie zur Entwicklung der Filder spricht sich für Wohnungs- und Gewerbebau an Bahnhöfen aus. Versiegelungen sollen teilweise mit Grünbrücken über die Autobahn und die B 27 ausgeglichen werden. Nach der Kommunalwahl wird’s konkreter.

Filder - Der Siedlungsdruck auf die Filder ist sehr groß. Das wurde bei einer Sitzung des Kommunalen Arbeitskreises (KAF) am Donnerstag in Bernhausen erneut unterstrichen. Eine Filderstudie soll nun Wege aufzeigen, mit denen auf diesen Druck reagiert werden kann.

 

Die wirtschaftliche Bedeutung der Filder betonte der Technische Direktor des Regionaverbands, Thomas Kiwitt. „Wir sind mittendrin im Bauch des Orkans“, sagte er und fügte hinzu: „Hier wird geschafft, hier wird Geld verdient.“ Die Verkehrsdrehscheibe mit Flughafen, Autobahn, B 27, ICE-, S- und Stadbahnhalt erhöhe den Druck auf die Flächen, sagte Christian Hübner vom Büro Speer und Partner aus Frankfurt, das die Filderstudie erstellt hat.

Bauen in der Nähe von Bahnhöfen

Deren wesentliche Essenz dürfte sein, dass neue Wohnungen und Firmen vor allem an den Bahnhöfen der S- und Stadbahn entstehen sollen, damit der Verkehr auf den Straßen nicht kollabiert. Innerhalb eines Radius von tausend Metern um die Stationen könnten neue Gebäude entstehen. „Bei dieser Entfernung ist der Haltepunkt noch fußläufig erreichbar“, sagte Hübner. Für die Wirtschaft sei der Bereich beim Flughafen das Premiumgebiet. „Es wird aber keinen Flächenfraß geben“, sagte er. Auf Nachfrage von FW-Stadtrat Walter Vohl aus Leinfelden-Echterdingen, wie groß der betreffende Flächenbedarf sei, sagte Hübner: „40 bis 50 Hektar.“

Der übrige anfallende Flächenverbrauch wurde nicht beziffert. Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub wies jedoch darauf hin, dass die Filderstudie nun in den Gremien der Mitgliedskommunen beraten werden soll. Im Einzelnen sind das Stuttgart, Esslingen, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern, Neuhausen, Denkendorf und Steinenbronn. Da im Mai die Kommunalwahl stattfinde, rechne er erst im zweiten Halbjahr 2019 mit den Stellungnahmen der Kommunen, sagte Christoph Traub.

Stadtteile werden entlang der Schienen zusammenwachsen

Stadtplaner Hübner benannte einige Gebiete, in denen er einen Entwicklungsschwerpunkt der einzelnen Kommunen sieht. So rechnet er damit, dass Bernhausen und Sielmingen aber auch Leinfelden und Echterdingen entlang der geplanten und bestehenden Schienenverbindungen zusammenwachsen. Er sieht außerdem Entwicklungspotenziale in Wohngebieten aus den 1950er und 1960er Jahren. „Dort könnte man die vorhandenen Garagen abbrechen und Wohngebäude bauen, wenn man gleichzeitig Tiefgaragen erstellt“, sagte er und nannte als ein potenzielles Gebiet den Fasanenhof.

Generell gelte es, die Innenbereiche der Kommunen mit Wohnungen zu verdichten. So könne man beispielsweise auf sogenannten Konversionsflächen, also dort, wo die amerikanischen Streitkräfte ein Areal aufgeben, Wohngebäude errichten. Als eine entsprechende Fläche nannte Hübner die Patch Barracks in Vaihingen.

Die Universitäten besser vernetzen

Wichtig für die Filder seien auch die beiden Universitäten in Vaihingen und Hohenheim. Um diese beiden Wissenschaftsstandorte noch mehr zu vernetzen, bedürfe es einer verbesserten Nahverkehrsverbindung. Diese könne beispielsweise mit Expressbussen geschaffen werden. Solche Busse empfiehlt der Stadtplaner auch für eine Anbindung des geplanten S-Bahnhofs Neuhausen an das Neckartal. „Damit die Busse schneller fahren können, bedarf es spezieller Spuren“, sagte er und sprach sich außerdem dafür aus, Elektrobusse einzusetzen.

Ausgleich durch Grünbrücken

Der Technische Direktor der Region, Kiwitt, brachte auch den für die Bauprojekte erforderlichen ökologischen Ausgleich ins Spiel. Der könne teilweise auf Grünbrücken, die sich über die Autobahn und die B 27 spannen, erfolgen. Als dann aber der SPD-Bezirksbeirat von Plieningen, Ulrich Berger, klar machte, dass zwischen Neuhausen und Vaihingen eigentlich kein Platz für solche Autobahnbrücken sei, ruderte Kiwitt zurück: Dies seien nur erste Überlegungen gewesen. FDP-Stadtrat Wolfgang Haug sah allerdings über der B 27 zwischen Stetten und Echterdingen Platz für eine Grünbrücke. „Dort verläuft die Straße sowieso schon im Trog“, sagte er. Kiwitt betonte schließlich auch die Bedeutung von Kaltluftschneisen. „Damit die kalte Luft nach Stuttgart rauscht, brauchen wir Grünzüge auf den Fildern“, sagte er.