Raser, die mit heulenden Motoren nachts durch die Stadt röhren, pöbelende Kneipenbesucher – gegen solche Zeitgenossen bringt die Stadt Schorndorf vom Sommer an ihren Ordnungsdienst neu in Stellung.

Schorndorf - Raser, die mit heulenden Motoren nachts durch die Stadt röhren, pöbelende Kneipenbesucher, die den Altstadtbewohnern in den Morgenstunden den Schlaf rauben – gegen solche Zeitgenossen bringt die Stadt Schorndorf vom Sommer an ihren Ordnungsdienst neu in Stellung. Ohne Gegenstimme hat der Gemeinderat beschlossen, dass dem städtischen Vollzugsdienst ein kommunaler Ordnungsdienst zur Seite gestellt wird, der andere Befugnisse und auch flexiblere Arbeitszeiten bekommt. Bislang durften die Kontrollen nur bis 22 Uhr dauern, künftig können die Bediensteten bis in die Nacht eingesetzt werden, wie der Erste Bürgermeister Edgar Hemmerich den Stadträten erläuterte.

 

Hemmerich: Weg vom Schreibtisch

Die Beschwerden über die Ruhestörungen hätten stark zugenommen, erläuterte Hemmerich. Man habe vor Jahren in der westlichen Altstadt in den Nächten am Wochenende einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, wolle jedoch nun beim Ordnungsdienst „mehr personelle Präsenz“ zeigen. „Weg vom Schreibtisch, raus auf die Straße“, gab Hemmerich als Motto aus. Die Stadtbediensteten könnten so wesentlich besser agieren als private Dienste, weil die Stadt bestimmte polizeiliche Aufgaben und Kontrollmöglichkeiten hat.

Bisher waren vor allem Vollzugsbedienstete für die Geschwindigkeitsüberwachung und als Marktmeister gefragt, künftig sollen die Ordnungsbediensteten auf Sauberkeit und Sachbeschädigungen achten. Gegen Ruhestörer sollen Verwarnungsgelder verhängt werden, auch gegen „Missstände unterhalb der Kriminalitätsschwelle“ will man zukünftig vorgehen – etwa nächtliche Verschmutzungen von Parkanlagen und Schulhöfen. Vor allem aber soll „nicht um 24 Uhr mit den Kontrollen Feierabend sein“, wie die für die Ordnung zuständige Fachbereichsleiterin Karin Greis formulierte.

Rein organisatorisch möchte die Stadt Schorndorf durch diese Neuorientierung erreichen, dass künftig vier Beschäftigte des Ordnungsdienstes im Schichtdienst auf Streife für Ordnung sorgen. Sie sollen in den Sommermonaten bis in die Nachtstunden unterwegs sein und abends nur zu zweit Streife laufen. Vier Beschäftigte verbleiben im bisherigen Vollzugdienst, sie kümmern sich um Geschwindigkeitsmessungen und Parksünder. Die neue Ausrichtung soll durch eine Umorganisation erreicht werden: Zwei Vollzugsbedienstete wechseln in den Ordnungsdienst, zwei Stellen werden dort neu geschaffen. Für den Marktmeister wird eine Extra-Stelle eingerichtet. Das Plus an Ordnung hat seinen Preis: Knapp 170 000 Euro sollen die Folgekosten pro Jahr betragen.

Raus aus der Grauzone

Bei den Ratsmitgliedern stieß die Investition zum Thema Sicherheit auf Beifall. Dass man private Sicherheitsdienste eingesetzt habe, sei eine Grauzone gewesen, sagte CDU-Stadtrat Max Klinger. „Der Kommunale Ordnungsdienst darf einfach mehr.“ Der Stadtrat Gerhard Nickel schilderte einen aus seiner Sicht zweifelhaften Fall, bei dem der Sicherheitsdienst seine Kompetenzen erheblich überschritten haben und die Situation eskaliert sein soll. Rathauschef Matthias Klopfer lobte indes „die hochprofessionelle Zusammenarbeit“ mit der örtlichen Sicherheitsfirma, deren Beschäftigte laut dem OB „insgesamt höchste Qualität“ bewiesen hätten.