Zwei Menschen, zwei Stimmen, zwei Kreuze: die Griechin Danai Avramidou und der Ungar Lászlo Tamási durften am 25. Mai zum ersten Mal in Stuttgart bei der Kommunalwahl ihre Stimmen abgeben. Sie berichten von Unterschieden und Gemeinsamkeiten bei Wahlen in ihren Heimatländern.

Stuttgart - Zwei Menschen, zwei Stimmen, zwei Kreuze: die Griechin Danai Avramidou und der Ungar Lászlo Tamási durften am 25. Mai zum ersten Mal in Stuttgart bei der Kommunalwahl ihre Stimmen abgeben. Sie berichten von Unterschieden und Gemeinsamkeiten bei Wahlen in ihren Heimatländern.

 

Die Stuttgarter wählten am 25. Mai in ihren Kommunen den Gemeinderat. So auch die Griechin Danai Avramidou und der Ungar Lászlo Tamasi, die als EU-Bürger zum ersten Mal bei der Kommunalwahl in Stuttgart wahlberechtigt waren. Gespannt schauen sie auf die Ergebnisse der Kommunalwahl in ihrer neuen Heimat Stuttgart. Was für Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zu den Wahlen in ihrer Heimat?

Griechenland: Politische Diskussionen bei Ouzo

Danai Avramidou ging am vergangenen Sonntag zum ersten Mal in Deutschland wählen. Die 26-jährige Studentin zog vor knapp zehn Monaten nach Deutschland. Per Gesetz festgelegt sind auch in Griechenland Kommunalwahlen alle fünf Jahre. Wählen darf jeder EU-Bürger ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Griechenland. Im Gegensatz zu Deutschland herrscht in Griechenland ein Mehrheitswahlrecht: das heißt, wenn keiner der Kandidaten 51 Prozent der Stimmen erhält, wird eine Woche später die Wahl wiederholt.

Die letzten Kommunalwahlen in Griechenland fanden am 18. Mai 2014 statt. Die Wahlbeteiligung lag dort bei 61,6 Prozent, in der zweiten Runde am 25. Mai bei 60,2 Prozent. Im Vergleich zu Stuttgart ist das recht viel. Hier lag die Wahlbeteiligung bei 46 Prozent. Allerdings tendieren immer mehr Griechen dazu, nicht wählen zu gehen. „Wir haben das Gefühl, dass den Wahlversprechen keine Taten folgen. Das ist frustrierend und ärgerlich. Darum wenden sich viele von der Politik ab“, erklärt Danai.

Die Wahllokale in Griechenland haben von 7 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Die ersten Ergebnisse sind gegen Mitternacht bekannt, das vollständige Ergebnis steht um 12 Uhr des Folgetages fest. Gewählt wird ebenfalls sonntags. Eine Besonderheit und schöne Tradition beschreibt Danai so: „Wir Griechen sind zum Wählen, wie zu jedem wichtigen Ereignis, meist festlich angezogen. Nach der dem Wahl sitzen alle bei einem Ouzo zusammen und diskutieren die möglichen Wahlausgänge.“

Ungarn: Tendenz zu extremistischen Parteien

Lászlo Tamási ist gebürtiger Ungar. Der 41-jährige IT-Experte kam vor zwei Monaten nach Deutschland, weil er in seiner Heimat keine Arbeit mehr fand. Die letzten Kommunalwahlen in Ungarn liegen bereits vier Jahre zurück. Die Wahlbeteiligung lag 2010 bei 46,5 Prozent. „Nach zwei Tagen sind 99 Prozent der Stimmen ausgezählt, das endgültige Ergebnis steht erst drei Wochen später fest“, erläutert Lászlo. Diese Verzögerung ist auf die Auszählung der Briefwahlstimmen zurückzuführen.

Auch in Lászlos Heimat wird sonntags gewählt. Im Gegensatz zu Griechenland allerdings wie in Deutschland in Alltagskleidung. „Bei uns herrscht gerade eine hohe Politikverdrossenheit. Diejenigen, die wählen gehen, neigen stärker dazu, extremistische Parteien wie zum Beispiel die rechte 'Jobbik' zu unterstützen.“

Für Danai Avramidou und Lászlo Tamási war es eine Erfahrung in einem anderen Land zu wählen. Obwohl es einige kleine Unterschiede zu den Wahlen in ihrer Heimat gab - das Wichtigste ist in Ungarn, Griechenland und Deutschland gleich: Seine Stimme abzugeben bedeutet politische Partizipation. Und die ist für alle Europäer gleich relevant.

Die Ergebnisse der Kommunalwahl in Stuttgart können Sie sich hier ansehen.