Ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt: die Rathäuser in Baden-Württemberg sind im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich stark mit Personal ausgestattet. Bei den Einsatzgebieten der Mitarbeiter gibt es große Unterschiede.

Stuttgart - Die baden-württembergischen Kommunen gönnen sich im bundesweiten Vergleich eine ordentliche, überdurchschnittliche Personalausstattung. Das geht aus jetzt veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Diese zeigen auch: Die verschieden großen Belegschaften werden auch ganz unterschiedlich eingesetzt.

 

Im Bundesdurchschnitt kümmern sich 14,8 kommunale Bedienstete um je 1000 Einwohner. In Baden-Württemberg sind das 16,6. Das bedeutet Rang vier. Ganz vorne liegt Sachsen-Anhalt mit 18 vor Bayern mit 17,5 und Brandenburg mit 17 Beschäftigten je 1000 Bürgern. In Schleswig-Holstein erledigen nur 13,3 Personen die anstehenden Aufgaben, in Niedersachsen 14.

Etwa ein Fünftel der kommunalen Beschäftigten kümmert sich über die Republik gesehen um reine Verwaltungsaufgaben. Das Land liegt mit 19,5 Prozent ziemlich nahe bei diesem Mittelwert. In Bayern sind aber nur 14,8 Prozent des Personals mit solchen Aufgaben betraut, in Mecklenburg-Vorpommern dagegen 40,5 Prozent.

Große Unterschiede

Dort braucht man andererseits 12,6 Prozent seines Personals, um Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten. Im Südwesten sind das lediglich 7,2 Prozent. Am günstigsten ist hier Bayern, wo 6,7 von hundert kommunalen Mitarbeitern Sicherheit und Ordnung regeln.

Man könnte auf die Idee kommen, dass sich in diesen Zahlen auch ein innerdeutsches Wohlfahrtsgefälle ausdrückt. Bei solchen Bewertungen muss man aber die hohe Komplexität berücksichtigen, die der Föderalismus nun einmal hervorgebracht hat.

Beispiel Hessen: Die Kommunen in diesem Bundesland verzeichnen regelmäßig die höchsten Steuereinnahmen pro Kopf; sie geben aber auch herzhaft aus, sodass sie etwa 2013 unterm Strich noch ein gigantisches Finanzierungsdefizit hatten, während die Kommunen der allermeisten anderen Länder bereits Überschüsse erwirtschaften.

Lasten der Vergangenheit

Die Ausgaben sind aber nur zu einem Teil selbst bestimmt. Wer sich zum Beispiel in der Vergangenheit hoch verschuldet hat, schleppt dauerhaft hohe Zinskosten mit sich herum. Das trifft viele der Städte in Nordrhein-Westfalen, die prinzipiell auch sehr gute Einnahmen erzielen.

Andererseits haben die Länder ihren Kommunen in unterschiedlichem Maße Aufgaben aufgedrückt, was sich bei denen natürlich mit höheren Ausgaben bemerkbar macht. Tendenziell steigt dieser Kommunalisierungsgrad seit Jahren an. Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge lag der Anteil der kommunalen an den gesamten Ausgaben von Land und Kommunen in Baden-Württemberg im Jahr 2009 bei 50,65 Prozent; in Bayern nur bei 45,55 Prozent. In Nordrhein-Westfalen war er mit 53,82 Prozent am höchsten, im Saarland mit 37,07 Prozent am niedrigsten.

Für Kleinkindbetreuung und Schulen

Klassische Felder, in die sowohl Land als auch Kommunen investieren, sind die Kleinkindbetreuung und Schulfragen. Dort tun sich in der Statistik gewaltige Unterschiede auf. Den Rekordwert bei der Kleinkindbetreuung erreicht Brandenburg. 20,2 Prozent der kommunalen Beschäftigten sind für Tageseinrichtungen für Kinder tätig. In Mecklenburg-Vorpommern sind das nur 5,7 Prozent. Baden-Württembergs Kommunen liegen mit 13,6 Prozent über dem Schnitt von 11,7 Prozent, die bayerischen mit 7,8 Prozent deutlich darunter.

Dagegen führen die Bayern das Feld an, wenn es um die kommunalen Aufgaben im Schulwesen geht. 8,7 Prozent ihres Personals stellen die Städte, Gemeinden und Landkreise im Nachbarland dafür ab. In Sachsen sind das nur 3,7 Prozent. Baden-Württemberg liegt mit 6,9 Prozent etwas über dem Durchschnitt (6,5).