Die Volksbank am Württemberg hat in ihrer Filiale an der Fenchelstraße in Stuttgart-Heumaden den Bedienschalter geschlossen. Kunden und Anteilseigner haben das aus der Zeitung erfahren, obwohl die Bank sagt, sie habe informiert. Wie kommt es zu der Kommunikationspanne?

Heumaden - Die Glastür ist geschlossen, der Vorhang ist zugezogen. Seit dem 17. August ist vieles anders in der Filiale der Volksbank am Württemberg in Heumaden. Wer eine persönliche Beratung oder etwas aus seinem Schließfach benötigt, muss zuvor einen Termin per Telefon oder Internet vereinbaren. Der Bedienschalter ist dauerhaft geschlossen, nur die Automaten im Foyer sind noch frei zugänglich. Die Veränderungen bei der Genossenschaftsbank haben wirtschaftliche Gründe. Bereits 2019 habe man die Filialstruktur auf den Prüfstand gestellt, erklärte kurz vor der Einstellung des bedienten Services ein Bank-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir haben uns bei allen unseren Überlegungen und Beschlüssen am veränderten Verhalten unserer Kunden orientiert und wollten wissen, ob unser Geschäftsmodell auch mit weniger Filialen funktioniert, die einen bedienten Service anbieten. Die Corona-Pandemie hat uns hierzu den Beweis geliefert“, teilte er mit.

 

Kunden und Mitglieder sind enttäuscht

Nur: Kunden und Anteilseigner aus Heumaden fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Mehrere Personen, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, monieren unisono: In der Filiale hätten sie keinen Hinweis auf bevorstehende Veränderungen vorgefunden, auch Post hätten sie nicht erhalten. Ein Kunde und Anteilseigner, ein Mittsiebziger, ärgert sich. Jüngst habe er extra noch am Schalter gefragt, „da hieß es, wir bleiben als Einzige offen“. Er betont, enttäuscht zu sein. Ein Mittvierziger fühlt sich ebenfalls vor den Kopf gestoßen. „Dass man das als zahlender Kunde nicht erfährt, ist schon merkwürdig“, sagt er. Auch er ist sowohl Kunde als auch Mitglied. Wenn er an sein Schließfach möchte, muss er künftig mindestens einen Tag vorher Bescheid geben, hat er nun vor Ort erfahren. Weder er noch seine Mutter seien über all das informiert worden, „auch eine Freundin ist aus allen Wolken gefallen“. 2000 Kunden und Anteilseigner gibt es in Heumaden. Viele seien konsterniert, sagt der Mann. Diese Woche habe er im Foyer einen Senior angetroffen, der sich über die geschlossene Tür gewundert habe, „er dachte, es ist schon Mittagspause“.

Die Bank habe ausreichend informiert, sagt ein Sprecher

Bei der Volksbank am Württemberg weist man von sich, Fakten geschaffen zu haben. „Unsere Kunden wurden – wie bei allen anderen Filialen auch – über jeweils aktuelle Filialaushänge sowie eine umfangreiche Information zu den angebotenen Services über unsere Homepage informiert“, teilt ein Sprecher mit. Den entsprechenden Online-Hinweis muss man indes suchen. Nach mehreren Klicks liest man oben links groß „Wir sind für Sie da!“, deutlich kleiner werden dann unten rechts vier Filialen aufgezählt – Fellbach, Ober- und Untertürkheim sowie Schmiden –, die einen persönlichen Vor-Ort-Service anbieten. Heumaden ist nicht dabei. Diese Formulierung haben man einheitlich in allen Filialen gewählt. Diese Vorgehensweise sei „ausreichend“, teilt der Sprecher mit. Dass sich augenscheinlich nicht jedem der eigentliche Sinn der Information erschließt, lässt er unkommentiert. Bei der Volksbank am Württemberg spreche man nicht von Schließungen, „wir haben das umgedreht in das Positive“, sagt er. Eine individuelle Information jedes Kunden sei weder machbar noch notwendig. Gleichwohl bekennt er, dass es Beschwerden gibt, „so was geht nicht geräuschlos“, der Anteil der Kritiker liege aber im Promillebereich.

Angeklungen war die Konzentration auf vier Regionalzentren auch bei der jüngsten Vertreterversammlung, allerdings war die wegen Corona in schriftlicher Form abgewickelt worden. Für Heumadener Kunden interessant: Aktuell wird die Hedelfinger Filiale grundsaniert. Nach der Eröffnung wird es dort einen Bedienschalter geben, im Gegenzug wird dann der in Obertürkheim aufgegeben. Auch diese Fakten kennt der Mittvierziger nicht. Er bleibt dabei: „Informieren muss man die Leute trotzdem.“ Er spricht für Heumaden von einer De-facto-Schließung.