China hat das Ende der umstrittenen Ein-Kind-Politik beschlossen. Dies gab das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei am Donnerstag bekannt. Von nun an dürfen Paare zwei Kinder bekommen.

Peking - Nach mehr als drei Jahrzehnten hat China die umstrittene Ein-Kind-Politik abgeschafft. In einem Kommuniqué zum Abschluss der Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in Peking hieß es am Donnerstag, künftig werde allen Paaren zwei Kinder erlaubt. Auf seiner viertägigen Sitzung hatte das hohe Parteigremium den neuen Fünf-Jahres-Plan beraten und die Weichen für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes gestellt. Der Plan soll im März vom Volkskongress gebilligt werden.

 

Die überraschende Wende in der staatlich verordneten Familienpolitik erfolgte als Reaktion auf die schnelle Alterung des Milliardenvolkes und die rückläufige Geburtenrate. Die Volksrepublik zählt heute mehr als 1,3 Milliarden Menschen. Bereits Ende 2013 gab es eine Lockerung der Ein-Kind-Politik. Danach durften Paare, von denen einer der Partner ein Einzelkind ist, schon zwei Kinder haben.

Der Schritt hatte nicht zu einem Babyboom geführt. Angesichts hoher Mieten und teurer Schulbildung fürchten viele Paare in den Metropolen ohnehin, dass sie sich kein zweites Kind leisten können. „Nur wenn auch die Kosten, ein Kind aufzuziehen, gesenkt werden können, wird diese neue Politik funktionieren“, hieß es unter anderem in spontanen Reaktionen in Internetforen.

„Weiterhin keine Fortpflanzungsfreiheit“

Die Ein-Kind-Politik war wegen ihrer strengen Umsetzung mit Zwangsabtreibungen bis spät in der Schwangerschaft und anderer Zwangsmaßnahmen immer heftig umstritten. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte die Abschaffung auch als „Schritt in die richtige Richtung“, wie Sophie Richardson der Deutschen Presse-Agentur am Telefon sagte.

Viele Menschen in und außerhalb von China hätten das Ende seit Jahrzehnten gefordert, sagte die in New York ansässige Expertin. Doch bedeute die Zulassung der Zwei-Kind-Familie nicht, dass es jetzt Fortpflanzungsfreiheit in China gebe. „Der Staat greift aus unserer Sicht weiter willkürlich und unnötig in die reproduktiven Rechte der Menschen ein“, sagte Richardson.

Die Ein-Kind-Politik war 1979 eingeführt worden. Das wachsende Riesenvolk musste ernährt und die knappen Ressourcen geschützt werden. Ohne die strikte Familienpolitik würden heute in China nach offiziellen Angaben schätzungsweise 300 Millionen Menschen mehr leben. Mit vielen Ausnahmen für Minderheiten oder Bauern betrafen die Regeln aber nach Angaben von Experten nur noch ein Drittel der Paare.

Bei zweitem Kind wurden Strafen verhängt

Chinas Akademie der Sozialwissenschaften hatte schon im Sommer laut Medienberichten eine Zwei-Kind-Lösung als Antwort auf die älter werdenden Gesellschaft und die geringe Geburtenfreudigkeit vorgeschlagen. Jede Chinesin bekommt demnach im Schnitt weniger als 1,6 Kinder. Für eine stabile Bevölkerungsentwicklung sei eine Quote von 2,1 nötig, hieß es weiter.

Über die Jahre war die Ein-Kind-Politik schon zunehmend gelockert worden. Wegen der traditionellen Bevorzugung von Jungen durften Bauern, die als erstes ein Mädchen bekommen hatten, noch mal versuchen, einen männlichen Stammhalter zu bekommen. Gewitzte Chinesen fanden auch Wege, die Beschränkungen zu umgehen. Wer genug Geld hat, zahlte häufig einfach die Strafen, die bei einem zweiten Kind verhängt werden. Die Höhe war je nach Region unterschiedlich