Die ukrainische Pilotin Nadeschda Sawtschenko ist von einem russischen Gericht der Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen worden. Sie sei an einem Einsatz beteiligt gewesen, bei dem russische Zivilisten getötet worden seien.

Donezk - Die ukrainische Militärpilotin Nadeschda Sawtschenko will ihre Verurteilung wegen Mordes durch ein russisches Gericht nicht anerkennen. “Das Urteil interessiert sie nicht und hat nichts mit Rechtsprechung zu tun“, sagte ihr Anwalt Nikolai Polosow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Sawtschenko wolle zusätzlich zu ihrem Hungerstreik auch die Wasseraufnahme wieder verweigern, sobald das Urteil in zehn Tagen in Kraft tritt. “Ich habe versucht, sie umzustimmen, aber bislang ohne Erfolg“, sagte Polosow. Sein Verteidiger-Kollege Mark Fejgin teilte mit, dass Sawtschenko den Rechtsspruch nicht anfechten will.

 

Ein russisches Gericht hatte die ukrainische Pilotin Nadeschda Sawtschenko am Montag der Beihilfe zum Mord an zwei russischen Journalisten in der Ostukraine für schuldig befunden. Ein Richter sagte am Montag zu Beginn der Verlesung des Urteils, dass Sawtschenko die Koordinaten für einen Beschuss gemeldet habe, der im Juli 2014 die beiden Russen sowie mehrere Zivilisten getötet hatte. Sawtschenko hatte damals in einem ukrainischen Freiwilligenbataillon gedient. Die 34-Jährige habe „aus Hass absichtlich den Tod zweier Menschen verursacht“, erklärte Richter Leonid Stepanenko am Montag in Südrussland. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer 23 Jahre Haft für Sawtschenko beantragt. Die Bekanntgabe des Strafmaßes wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.

Pilotin wird als Nationalheldin gefeiert

In der Ukraine wird die Pilotin als Nationalheldin und Symbol des Widerstands gegen den Kreml verehrt, während sie im russischen Staatsfernsehen als gefährliche Nationalistin dargestellt wird, die das Blut russischer Zivilisten an den Händen hat. Sie selbst bestreitet jegliches Fehlverhalten und spricht von einem Schauprozess. Das Gerichtsverfahren hatte die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine weiter verschärft.

Auch die Bundesregierung hat den Prozess scharf kritisert und Sawtschenkos Freilassung gefordert. „Ihre über 20-monatige Inhaftierung mit Einzelhaft, mit fragwürdigen Verhörmethoden, widerspricht internationalen Standards“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert zuletzt. Er äußerte sich auch besorgt über den Gesundheitszustand der 34-Jährigen, die bereits mehrere Hungerstreiks hinter sich hat.

Die Kampfpilotin war im Juni 2014 von prorussischen Separatisten gefangengenommen und an Russland übergeben worden. Die russischen Behörden werfen ihr vor, den Mörserbeschuss ins Ziel dirigiert zu haben, der die beiden Journalisten tötete. Russland unterstützt die Separatisten im Osten der Ukraine, die gegen die Regierung in Kiew kämpfen.