Nordkorea kappt auch die Kommunikationsverbindungen in den Süden. Angesichts der feststeckenden Atomgespräche mit den USA will Nordkorea mit Provokationen Druck ausüben, vermuten Experten.

Seoul - Nordkorea hat ein Verbindungsbüro für die Beziehungen zu Südkorea gesprengt und die Kommunikationsverbindungen dorthin abgeschaltet. Das Büro befand sich in Grenznähe auf nordkoreanischem Staatsgebiet. Die Sprengung ist überwiegend symbolisch und gleichwohl der provokanteste Schritt Nordkoreas, seit es 2018 mit den USA diplomatische Gespräche über sein Atomprogramm begann.

 

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Die staatliche nordkoreanische Agentur KCNA schrieb, das Land habe das Büro mit einer „gewaltigen Explosion“ zerstört, weil sein „wütendes Volk“ entschlossen sei, den „menschlichen Abschaum und diejenigen, die den Abschaum geschützt haben, zu zwingen, teuer für ihre Verbrechen zu bezahlen“. Die Aussage bezog sich offenbar auf nordkoreanische Überläufer, die seit Jahren aus Südkorea Flugblätter über die Grenze geschickt haben, die gegen die nordkoreanische Staatsführung gerichtet waren.

Rauch stieg aus den Gebäuden empor

Auf Bildern der Nachrichtenagentur Yonhap war zu sehen, wie Rauch offenbar von einem Gebäudekomplex emporstieg. Das Gebiet sei Teil eines inzwischen geschlossenen Industriegebiets, in dem sich das Verbindungsbüro befunden habe, berichtete die Agentur.

Nordkorea schaltete nach eigenen Angaben alle Kommunikationskanäle auf Regierungs- und militärischer Ebene nach Südkorea ab. Nordkorea drohte zudem, aus bilateralen Friedensvereinbarungen auszusteigen, die 2018 bei drei Gipfeltreffen zwischen Machthaber Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In erzielt worden waren.

Die Gespräche Nordkoreas mit den USA über sein Atomprogramm stecken seit geraumer Zeit fest. Manche externe Analysten glauben, dass Nordkorea mit Provokationen versuchen wird, vom Ausland Zugeständnisse zu erhalten, nachdem es bei den Atomgesprächen nicht erreichte, was es wollte. Als Grund vermuten sie, dass die nordkoreanische Wirtschaft sich wahrscheinlich wegen der anhaltenden Sanktionen der USA und der Corona-Pandemie verschlechtert hat. Nordkorea bringt mit der Sprengung des Verbindungsbüros möglicherweise auch seine Frustration zum Ausdruck, dass Südkorea gemeinsame Wirtschaftsprojekte wegen der US-Sanktionen nicht wiederaufnehmen kann.

Das Büro war seit Januar geschlossen

Das Verbindungsbüro war seit Januar wegen Sorgen aufgrund des neuen Coronavirus geschlossen. Nord- und Südkorea hatten ihr erstes Verbindungsbüro in Kaesong 2018 eröffnet, um eine bessere Kommunikation und besseren Austausch zu ermöglichen.

In Südkorea berief der Sicherheitsberater des Präsidenten, Chung Eui Yong, ein Treffen des nationalen Sicherheitsrats ein, um über die Zerstörung des Verbindungsbüros durch Nordkorea zu sprechen, wie das Präsidialamt mitteilte.

Das nordkoreanische Militär drohte auch mit einem Eindringen in entmilitarisierte Zonen an der Grenze zu Südkorea. Der Generalstab der Koreanischen Volksarmee teilte mit, er prüfe eine Empfehlung der regierenden Arbeiterpartei, wieder mit Soldaten in die Grenzgebiete vorzurücken und diese damit in eine Festung zu verwandeln.

Die Beziehung zwischen den Nachbarstaaten ist angespannt

Wo genau das nordkoreanische Militär vorrücken könnte, wurde in der über die Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung nicht weiter ausgeführt. Möglicherweise könnte Pjöngjang aber von einer Vereinbarung aus dem Jahr 2018 abrücken, in der sich Nord- und Südkorea verpflichtet hatten, Pufferzonen an den Grenzen zu errichten und Grenzsoldaten abzuziehen.

Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea hatten sich zuletzt verschlechtert. Kim Yo Jong, die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim, hatte erst vor wenigen Tagen das Verbindungsbüro zwischen den Koreas als „nutzlos“ bezeichnet und erklärt, sie werde es dem Militär überlassen, die nächsten Schritte gegen den „Feind“ im Süden zu ergreifen.