Die Schlichtungsvereinbarung von Lufthansa und ihren Piloten geht auch zu Lasten anderer Belegschaftsteile, weil das Management in der Folge Flugzeuge und Jobs verlagern will. Ein markanter Fall von Tarifflucht, meint Redakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Allein die Höhe von 8,7 Prozent dürfte die Kritiker der Piloten bestätigen – die bestens entlohnten Flugzeugführer bekommen bis 2019 noch mal einen satten Zuschlag plus einer Einmalzahlung von gut 5000 Euro. Umgerechnet auf die lange Laufzeit sieht das Resultat zwar deutlich moderater aus, doch Details gehen in so einem emotional geführten Konflikt rasch unter. Für die Lufthansa ist das Schlichtungsergebnis kein Erfolg, sondern ein Zugeständnis an die Macht der Piloten, die mit ihrer Geschlossenheit bei Streiks enormen Druck aufbauen können. Ein Streitthema ist vom Tisch, nun drohen weitere Risiken durch die ausgesparten Themen wie die Altersversorgung.

 

Der Cockpit-Alleingang schadet der Gesamtbelegschaft

Das Management will jetzt 40 für die Zukunft eingeplante Flugzeuge dem teuren Gehaltsgefüge der eigenen Piloten entziehen und an Töchter vergeben, um die Lohnzuwächse wieder hereinzuholen. Dies ist ein markanter Fall von Tarifflucht und zeigt, dass der Cockpit-Alleingang der Gesamtbelegschaft schadet. Denn damit werden auch Arbeitsplätze etwa von Flugbegleitern verlagert. Dies dürfte die Gesamtbelegschaft weiter spalten – zumal sich die Gewerkschaften Verdi und Ufo bereits kompromissbereiter gezeigt hatten. Insofern haben Lufthansa und Piloten einen zwiespältigen Erfolg erzielt, der einen massiven Kollateralschaden produziert.