Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag senkt seine Konjunkturprognose erneut. Für dieses Jahr wird nur noch ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet. Für 2019 erwartet die Organisation ein Plus um 1,7 Prozent. Auch im Südwesten zeigen sich erste Eintrübungen. Die aktuelle Lage ist aber noch recht gut.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Luft wird dünner, und die Sorgen werden größer.“ Dies erklärt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturprognose in Berlin. Für 2019 rechnet die Spitzenorganisation der Industrie- und Handelskammern nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 1,7 Prozent. Dies, obwohl staatliche Finanzspritzen wie das Familienentlastungsgesetz oder die erhöhte Mütterrente allein schon einen Schub in Höhe von 0,6 Prozent bringen würden, wie der DIHK meint.

 

Mit ihrer Vorhersage für das kommende Jahr schraubt die Spitzenorganisation ihre Erwartungen weiter herab – es ist das dritte Mal in diesem Jahr. Der DIHK rechnet nun für 2018 nur noch mit einem Wachstum von „enttäuschenden 1,8 Prozent“, wie Wansleben sagt. Im Frühsommer hatte er noch ein Plus um mehr als 2,2 Prozent erwartet. Im Frühjahr hatte die Organisation sogar noch ein Wachstum um 2,7 Prozent prognostiziert.

Der Export macht Sorgen

Sorgen bereitet vor allem, dass der Export an Schwung verliert. Jedes dritte Unternehmen sieht inzwischen die Gefahr einer Abschwächung bei den Ausfuhren. Für 2019 rechnet der DIHK mit einer Steigerung der Exporte um noch 2,5 Prozent. Für das laufende Jahr wird ein Plus um 2,8 Prozent erwartet. Auch dies ist schon ein deutlicher Rückgang: 2017 waren die deutschen Exporte noch um kräftige 4,6 Prozent gestiegen. Die Handelskonflikte bremsten schon jetzt die weltweite Investitionsdynamik, meint Wansleben. Weitere Zuspitzungen seien „nicht ausgeschlossen“. So hätten sich die Hoffnungen auf eine baldige Klärung der Regeln für den Brexit gerade erst wieder einmal zerschlagen.

Der Konsum im Inland wird nach Meinung des DIHK wichtiger für die Konjunktur. Ein Grund: Die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt führe zu steigenden Einkommen. Der DIHK macht allerdings ebenso darauf aufmerksam, dass diese auch wegen der bisher noch guten Weltkonjunktur und des damit verbundenen Wachstums der Exporte steigen würden. Für das Jahr 2018 rechne man mit der Schaffung von 580 000 zusätzlichen Stellen, für 2019 mit einem weiteren Plus um 500 000 Arbeitsplätze. Wegen des sich verschärfenden Mangels an Fachkräften brauche die Wirtschaft „dringend ein Zuwanderungsgesetz“.

Im Südwesten ist die Stimmung noch gut

Bei der Wirtschaft in Baden-Württemberg ist die Stimmung nach den Angaben der Präsidentin der IHK Region Stuttgart, Marjoke Breuning, noch recht gut. „Der Südwestwirtschaft geht es weiterhin ausgezeichnet“, sagt Breuning zur aktuellen Lage. Die IHK-Präsidentin räumt aber ein, es habe „auf hohem Niveau eine kleine Eintrübung gegeben“. Noch 28 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer weiteren Verbesserung ihrer Geschäfte. Im Frühsommer hatten sich allerdings noch 33 Prozent der Befragten derart optimistisch gezeigt. Rund 62 Prozent aller Unternehmen erwarten gleichbleibende Geschäfte, etwa neun Prozent befürchten eine Verschlechterung.

Die „Investitionen in Maschinen, Digitalisierung und Innovationen bleiben eine wichtige Stütze für den Aufschwung“, sagt Breuning. Die Unternehmen im Südwesten hätten ihre Investitionspläne seit der letzten Umfrage vom Frühsommer nahezu stabil gehalten. So planten 34 Prozent in den nächsten zwölf Monaten höhere Investitionen als in den vergangenen zwölf. Nur elf Prozent wollen ihre Investitionen dagegen reduzieren.

Handelskonflikte hinterlassen Spuren

Die weltweiten Handelskonflikte hinterlassen allerdings ihre Spuren auch im Südwesten. Steigende Bestellungen aus dem Ausland erwarten jetzt nur noch 30 Prozent der Unternehmen. Zu Jahresbeginn waren dies noch 43 Prozent gewesen. Die Zahl der Unternehmen, die mit schlechteren Exporten rechnet, hat sich seit Anfang des Jahres auf 14 Prozent verdoppelt. Aus den Branchen im Südwesten ragt besonders die Bauwirtschaft heraus. Rund 80 Prozent der Betriebe sprechen von guten Geschäften, nur ein Prozent ist unzufrieden. Eher verhalten sind die Erwartungen im Einzelhandel. Zwei Drittel der Unternehmen bezeichnen ihre Umsätze als stabil oder gleichbleibend, ein Drittel ist unzufrieden. Die IHK Region Stuttgart hat unter den Kammern im Land die Federführung in konjunkturellen Fragen. In der Region selbst ist die Zahl der Unternehmen mit guter Geschäftslage gesunken und liegt jetzt noch bei 57 Prozent. Dies sei der drittbeste Wert der vergangenen 25 Jahre, berichtet die IHK Stuttgart. Auch die Aussichten der Betriebe in der Region haben sich leicht eingetrübt.