Teilweise steigende Auftragszahlen lassen im Maschinenbau das Ende der Talfahrt erwarten. Für das kommende Jahr rechnet die Branche aber noch mit einer Stagnation. Aktuell klagen zudem viele Firmen noch über Auftragsmangel.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Die Maschinenbauer in Baden-Württemberg rechnen nicht mit weiter sinkenden Bestellungen. Dies erklärte der Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Dietrich Birk im Gespräch mit unserer Zeitung. Für 2020 rechne die Branche im Südwesten mit einer Stagnation beim Umsatz. Schon im zu Ende gehenden Jahr dürften die Umsätze mit dann erneut 85 Milliarden Euro gerade noch den Wert von 2018 erreichen, meinte Birk. „Seit zwei Monaten geht es bei den Auftragseingängen nicht mehr weiter abwärts“, berichtete Birk. Im Oktober habe es mit der Zuname der Bestellungen aus nicht zur Eurozone gehörenden Ländern um vier Prozent einen ersten Lichtblick gegeben. Gut entwickelt hätten sich auch die Geschäfte mit Frankreich. Die Exporte aus Baden-Württemberg in das Nachbarland seien in den ersten neun Monaten um acht Prozent gestiegen. Auch aus osteuropäischen Ländern wie Polen oder Tschechien seien mehr Bestellungen eingegangen.

 

Von Januar bis Oktober waren die Aufträge für den Südwestmaschinenbau allerdings noch um 14 Prozent gesunken. Jedes dritte Unternehmen klage über Auftragsmangel. Die Produktion war in den ersten zehn Monaten in Baden-Württemberg stärker geschrumpft als bundesweit. Dort ging sie um 1,8 Prozent zurück, im Südweste indes um 2,2 Prozent. Die Stornierungen hielten sich in Grenzen, meinte Birk, Aufträge würden aber verschoben.

Es wird ein Rückgang in Robotik und Automation erwartet

Zu einzelnen Teilbereichen sagte der VDMA-Geschäftsführer, Probleme gebe es besonders bei einer hohen Abhängigkeit von Lieferungen an Automobilhersteller und ihre Zulieferer. Deutlich wird dies auch durch den bundesweit erwarteten Rückgang im Bereich Robotik und Automation. Dort dürfte es in diesem Jahr zu einem Umsatzminus um fünf Prozent auf 14,3 Milliarden Euro kommen. Der Augsburger Roboterhersteller Kuka hatte kürzlich die Streichung von 255 Arbeitsplätzen angekündigt. Bei Schunk in Lauffen am Neckar, einem Hersteller von Greifern und Spannsystemen, wurde Anfang November Kurzarbeit eingeführt. Der Ditzinger Werkzeugmaschinenbauer Trumpf rechnet für das laufende Geschäftsjahr erstmals seit langer Zeit mit einem Rückgang des Umsatzes.

Der Maschinenbau in Baden-Württemberg ist deutlich stärker von der Autoindustrie abhängig, als dies bundesweit der Fall ist. Im Südwesten tragen Lieferungen an den Automotive-Bereich nach den Angaben von Birk mehr als 20 Prozent zum Umsatz bei. Bundesweit liegt der Anteil des Automobilbereichs dagegen bei 19 Prozent.

Bundesweit 1,3 Millionen Mitarbeiter

Ihren Höhepunkt dürfte im Land wie auch Bund die Zahl der Mitarbeiter erreicht haben. Bundesweit beschäftigt der Maschinenbau 1,3 Millionen Mitarbeiter. 348 000 davon sind im Südwesten tätig. Dort waren im zu Ende gehenden Jahr bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten noch 3500 neue Stellen geschaffen worden. Verstärkt bekämen die Unternehmen inzwischen Bewerbungen von Beschäftigten aus dem Automotive-Bereich. Eine Anfrage sei keineswegs aussichtslos, meinte der VDMA-Geschäftsführer: „Es gibt keinen Einstellungsstopp auf breiter Front.“ Gesucht würden nach wie vor IT- und Softwarespezialisten, aber auch Facharbeiter mit im Maschinenbau verwendbaren Kompetenzen. Dazu komme der nahende Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge aus den 50er und 60er Jahren.

Es gebe aber auch Unternehmen, die sich bereits von Leiharbeitern trennten oder befristete Arbeitsverhältnisse nicht mehr verlängerten. Gut liefen die Geschäfte mit Kunden aus der Medizintechnik oder der Luft- und Raumfahrt. Eine Erholung sehe man in der Kraftwerkstechnik, zu der auch Generatoren und Turbinen für Wasserkraftwerke gehören.

Tarifrunde beginnt im März

Mit Blick auf die im März beginnende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie sagte Birk: „Es ist kein Spielraum vorhanden.“ Schon die beiden letzten Abschlüsse seien für die Maschinenbauer zu hoch gewesen. Nur etwa 30 Prozent der Maschinenbauer sind noch tarifgebunden. Die Firmen müssten sich auch verstärkt auf Konkurrenz aus China einstellen, vor allem bei Lieferungen an Schwellenländer. Wegen zunehmender Handelshemmnisse, aber auch wegen der Notwendigkeit zur Produktion auf lokalen Märkten werde zudem die Produktion im Ausland an Bedeutung gewinnen.

Zur Wahl in Großbritannien sagte Birk, die Maschinenbauer könnten sich nun wohl auf einen geordneten Brexit einstellen. Es werde aber Veränderungen in den Wertschöpfungsketten geben. Der Hauptgeschäftsführer des VDMA in Deutschland, Thilo Brodtmann, verlangte, nun müsse es rasch ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien geben.