Auf der Konsumgütermesse Ambiente zeigen sich die Trends des Jahres 2013: Grelle Farben und Anspielungen auf die 70er Jahre sind angesagt. Insgesamt soll in Deutschland und weltweit wieder mehr konsumiert werden.

Frankfurt - In Halle 11 gerät die junge Frau in Kaufrausch. „100 von denen, 50 davon, zehn hier und zehn von denen“, ruft sie der Ausstellerin zu. Es sei alles so schön bunt und originell. Die Verkäuferin schreibt eifrig auf den Auftragszettel. Das Geschäft läuft. Am Freitag, als die weltgrößte Konsumgütermesse Ambiente wie gewohnt zum Jahresauftakt ihre Tore geöffnet hatte, war der Besucheransturm verhalten gewesen. Doch am Wochenende scheint sich das zu bewahrheiten, was Messe-Geschäftsführer Detlef Braun schon im Vorfeld gesagt hatte: „2013 wird ein Konsumjahr.“

 

Zwar kann auch die Messegesellschaft nicht genau beziffern, in welchem Umfang dieser Branchentreffpunkt zum gesamten Ordervolumen der Konsumgüterhersteller beiträgt – doch wenn man die vollen Hallen sieht, dann wird deutlich, dass auch in Zeiten des Online-Handels, Internets und der Telefonkonferenzen der persönliche Kontakt immer noch einen hohen Stellenwert hat. Natürlich sind auch die Aussteller bemüht, ihren Fachbesuchern die Reise an den Main so attraktiv wie möglich zu machen. Neben dem umfangreichen Angebot an neuen Produkten haben die rund 4700 Anbieter aus 81 Ländern in diesem Jahr zusätzlich ein ungewöhnlich großes „Staraufgebot“ in die Messehallen geholt. Neben den zahlreichen Fernsehköchen, die schon fast zur Branche gehören, waren auch Boxer Axel Schulz oder Schauspieler Hannes Jaenicke werblich unterwegs. Am Vorabend der Messe, die noch bis Dienstag geht, hatten die Models Franziska Knuppe und Eva Padberg außerhalb des Messegeländes gezeigt, dass Haushaltswaren nicht nur langweilig sein müssen. In Kleidern, die aus Kochgeschirr gebastelt waren, liefen die beiden über den Catwalk auf der Haupteinkaufsstraße Zeil.

Vor allem aber zeichnet sich ein Trend ab: egal ob Teller, Messer oder Wohnungsdeko – Hauptsache bunt. In Hülle und Fülle präsentiert, könnten die von den Designern bevorzugten grellen Neonfarben so manchem Verbraucher schon beim Betreten eines Geschäfts in die Augen stechen. In Farben und Mustern kehren die 1960er und 1970er Jahre in die Wohnung zurück. Sogar das gute alte Sparschwein und die Vinyl-Schallplatte sind wieder da: das eine als grinsendes, orangefarbenes Nilpferd, das andere in Form eines Toilettendeckels

Rund um den gedeckten Tisch ist Luxus angesagt. In einer Vitrine ruht ein Mehrzweckküchenmesser für glatte 80 000 Euro. Das edle Stück, das angeblich ein Haar der Länge nach spalten kann, wurde schon vor Beginn der Fachmesse an einen Liebhaber verkauft; ein edelsteinbesetztes Klappmesser im Gegenwert eines Mittelklassewagens ebenfalls.

Frankreich ist 2013 das Partnerland der Messe

„Wenn es kein Design, keine Kreativität gäbe, würden alle Produkte gleich aussehen, und damit gäbe es auch keinen Wettbewerb“, sagte denn auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler in seiner Eröffnungsansprache. Die Branche habe aber nicht nur einen bedeutenden Anteil am volkswirtschaftlichen Wachstum, sondern schaffe zudem „bleibende Werte“. So werde die Ausstattung, beispielsweise Geschirr, noch immer häufig an die nächste Generation weitergegeben. Gemeinsam mit der französischen Ministerin für Handwerk, Handel und Tourismus, Sylvia Pinel, hatte Rösler die Ambiente eröffnet, denn Frankreich ist in diesem Jahr das Partnerland der Messe. Und so wird auch heute die Grande Dame des französischen Films, Catherine Deneuve, über das Messegelände spazieren. „Französische Unternehmen überzeugen nicht nur durch Konsumgüter in Spitzenqualität, in Frankreich versteht man auch, gut und stilvoll zu leben“, sagt Rösler. Bei allem Genuss und Lebensstil ist die Messe aber vor allem ein Treffpunkt für einen starken Wirtschaftszweig.

Etwa 75 Prozent der Händler sind nicht aus Deutschland. Die internationale Branche blickt zuversichtlich in das kommende Jahr, denn das Konsumklima ist gut. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt sind bereit, für ihre Einrichtung, den gedeckten Tisch und Designergeschenke viel Geld auszugeben. Wirtschaftsminister Rösler sieht gute Chancen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr der Branche. „Das Jahr 2013 gibt Anlass zu Optimismus für die deutsche Wirtschaft.“ Das werde auch von den Verbrauchern so gesehen, sie erwarteten steigende Einkommen und neigten zu mehr Konsum, sagte er. „Das sind gute Aussichten für die Konsumgüterindustrie.“

Traditionell wurde auf der Messe auch der Schmähpreis „Plagiarius“ verliehen. Er geht in diesem Jahr nach Katar: In der Hauptstadt Doha sollen 920 gefälschte Straßenlampen stehen. Auftraggeber: die Baubehörde von Katar. Die Straßenlampen seien eine skrupellose Nachbildung eines spanischen Originals. Der zweite „Plagiarius“ ging an Galeria Kaufhof: Das Haus habe unter seiner Eigenmarke Porzellan-Geschirr vertrieben, das nach britischem Design im Original aus Portugal stamme.