Gemütlichkeit im eigenen Zuhause bleibt das vorrangige Thema auf der Konsumgütermesse in Frankfurt. Ob elegant-luxeriös oder ökologisch vertretbar – auf der Ambiente findet jeder etwas. Als Farbe dominieren Brombeere, Nachtblau und Waldgrün.

Frankfurt - Die Niederlande sind in diesem Jahr Partnerland der weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente. Holländische Designer, vor allem im Möbelbereich, aber auch bei vielen anderen Konsumgütern, sind dabei immer für Überraschungen bekannt. Und Sylvie Meis, die blonde Vorzeigemoderatorin aus dem Nachbarland, ging bei ihrem Besuch auf dem Frankfurter Messegelände sogar noch etwas weiter: „Was gibt es Wichtigeres, als das eigene Zuhause wohnlich und gemütlich zu gestalten“, fragte sie. Angesichts des Dauerregens am Wochenende werden ihr da viele der rund 140 000 Fachbesucher zustimmen, die auf der Messe wieder einmal ihre Sortimente mit neuen Ideen auffüllen werden – und auf kaufkräftige Kundschaft hoffen.

 

Diese Hoffnung ist nach Einschätzung von Messe-Geschäftsführer Detlef Braun durchaus berechtigt. Alle Umfragen zeigten, dass die Konjunktur weltweit auch 2018 auf Wachstumskurs bleiben werde, sagte Braun zum Auftakt der Fachmesse. Und der private Konsum hat sich dabei inzwischen zu einer soliden Stütze entwickelt. Allein in Deutschland wurden mit den Konsumgütern, die auf der Ambiente zu sehen sind, im vergangenen Jahr über 28 Milliarden Euro umgesetzt. Immer mehr Hersteller und Händler erkennen dabei offenbar die Bedeutung dieser Messe, die in diesem Jahr mit über 4400 Ausstellern aus 89 Ländern ausgebucht ist. Erstmals sind Aussteller aus Namibia und San Marino dabei, auch „exotische“ Staaten wie Armenien, Andorra, Brunei, Kambodscha, Mali oder Uruguay sind vertreten. Offene Märkte und internationaler Handel seien die Chance auf Wachstum und Wohlstand für viele, betont Braun.

Stationär und Online muss kein Widerspruch sein

Sichtbar wird auf der Messe auch, dass stationärer Handel und das immer beliebter werdende Online-Shopping kein Widerspruch sein müssen. Die Sonderschau „Point of Experience“ zeigt sogar einen Laden, der die Kunden mit Filmen emotional einstimmt und wo „digitale Tische“ modernes Shopping ermöglichen. Es müsse künftig mehr Miteinander geben, sagen die Experten auf der Messe. Die Kunden von Morgen möchten bequem auf der Couch in den Angeboten blättern, doch „Unterhaltung, Entdeckung und der persönliche Kontakt“, seien auch weiterhin ganz entscheidende Konsumentenbedürfnisse. Der „digitale Tante-Emma-Laden“ wäre so eine spezielle Form des modernen Einzelhandels – jetzt schon für Fachbesucher auf der Ambiente zu besichtigen. Aber zurück zu Sylvie Meis oder dem, was die Experten vor einigen Jahren noch „Cocooning“ nannten, das Wohlfühlen zu Hause.

Vieles von dem, was in diesen Tagen in den Frankfurter Messehallen zu sehen ist, wird vermutlich in einigen Monaten auch in deutschen Haushalten stehen. Dabei wird man sich daran gewöhnen, dass viele der Einrichtungsstile heute mit englischen Begriffen umschrieben werden. Wir streben nach Ansicht der Trendforscher einen „Urban Lifestyle“ an und umgeben uns mit „Feelgood-Produkten“. Oder, um es ganz salopp auf Deutsch zu sagen: Erlaubt ist alles, was gefällt.

Was der Trendforscher sagt

Die einen lieben es elegant-luxuriös, andere wiederum setzen mehr auf die ökologische Vertretbarkeit. Farben wie Brombeere, Nachtblau oder Waldgrün werden nach Ansicht der Trendforscher in der nächsten Zeit dominieren, wie Ambiente-Leiterin Nicolette Naumann erläutert. Also hin zu mehr Wärme statt des bisherigen Minimalismus – und zu kleinen Fehlern wie im japanischen Kunsthandwerk, „Wabi-Sabi“ nennt sich das. Diese Mode greift zum Beispiel der Porzellanhersteller Rosenthal auf, indem er dunkles Geschirr mit unregelmäßigen Oberflächen auf den Markt bringt. Oder in Teppichen wird absichtlich eine Stelle lose gewebt. Ein Vorteil dieses Trends: Entstehen durch den Gebrauch kleinere Schäden, wirkt das Produkt dennoch nicht makelbehaftet – die Patina gehört ja ohnehin dazu.

Und wer es minimalistisch, abstrakt und experimentell möchte, der kann sich bei den Ausstellern aus dem Partnerland Niederlande umsehen. „Für mich bedeutet niederländisches Design, Form und Funktion in einen neuen Kontext zu setzen“, sagt der Industriedesigner Robert Bronwasser. Und das heißt nicht grau in grau, sondern auch farbenfroh.