Bei einem großen Fahndungstag haben Ordnungshüter und Zoll auch gezielt Männerfriseure kontrolliert. Manchmal blieb es auch nur beim Versuch.

Hätten sie einen Termin vereinbart, wäre das nicht passiert. Aber davon hatten Polizei und Zoll am Freitag selbstredend abgesehen. Schließlich hätten die Beamten damit die Aktion ad absurdum geführt. Denn Ziel war, im Rahmen eines Fahndungs- und Sicherheitstags unter anderem unvorbereitet in Barbershops aufzukreuzen, um Betreibern und Mitarbeitern auf den Zahn zu fühlen. Und so kam es dann eben, dass der ganze Tross in der Ludwigsburger Oststadt zu einem Salon marschierte – und dort vor verschlossenen Türen stand. Kurioserweise bot sich nur zehn Minuten später auf der nächsten Station in Aldingen das gleiche Bild: alles dunkel, niemand vor Ort. Die jeweils zwei Beamten vom Zoll und der Kripo plus Michael Weiß als Einsatzleiter mussten unverrichteter Dinge weiterziehen.

 

Natürlich seien die Öffnungszeiten vorher gecheckt worden, versichert Victoria Zahler, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, die die Kontrolleure mit ihrer Kollegin Yvonne Schächtele bei der Tour durch den Landkreis begleitete. „Aber das ist das Leben, das passiert“, konstatierte Zahler.

Endlich haben die Ermittler Erfolg

Also abermals alle auf ins Auto, jetzt mit Kurs auf Gemmrigheim. Und hier haben die Beamten Erfolg. Im Khouri, direkt an der Hauptstraße, herrscht Hochbetrieb. Drei Kunden sitzen auf einer Couch, warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. An zwei weiteren Männern wird bereits geschnippelt, gekämmt und rasiert.

Betriebsleiter Ameed Khouri lässt sich durch den unvorhergesehenen Besuch nicht aus der Ruhe bringen, pinselt einem Kunden den Nacken aus, empfängt die Damen und Herren vom Zoll und der Polizei freundlich und beantwortet alle Fragen. Wem gehört der Laden? Wo wurde er geboren? Ist er hier angestellt? All das und noch viel mehr wollen die Beamten von ihm wissen, die vor allem nach finanztechnischen Ungereimtheiten Ausschau halten, aber auch die Antennen in Sachen Schwarzarbeit ausgefahren haben. Die Kontrolleure haben im Laufe der Zeit ein Gespür dafür entwickelt, wenn etwas faul sein könnte. Hat ein Friseur zum Beispiel fünf Angestellte bei der Rentenkasse gemeldet, im Salon sind aber neun Spardosen mit Namen aufgereiht, in die man Trinkgeld stecken kann, schrillen bei den Mitarbeitern vom Zoll sofort die Alarmglocken.

Verständigung mit Händen und Füßen

Bei Ameed Khouri haben die Prüfer keine Hinweise auf irgendein Fehlverhalten ausmachen können. Einem Mitarbeiter fühlen sie aber genauer auf den Zahn. Es ist im Grunde nichts Dramatisches. Ein bestimmtes Papier, das er bei sich führen müsste, hat er nicht zur Hand. Konkret: ein Zusatzblatt, das etwas darüber aussagt, inwieweit er beschäftigt werden darf. Ein Fall, der im Nachgang mit den zuständigen Behörden geklärt werden muss. Als Hemmschuh stellt sich heraus, dass der Mann kein Deutsch spricht. Die Beamten kommunizieren mit Händen und Füßen mit ihm. Doch das fruchtet nicht wirklich. Nun schaltet sich Michael Weiß ein und zieht sein Handy aus der Tasche: Per Google-Übersetzer wird das Frage-Antwort-Spiel fortgesetzt. Genau in dem Moment betritt ein älterer Herr den Salon, der sich als Glücksfall entpuppt. Er ist gebürtiger Ägypter, lebt jedoch schon Jahrzehnte in der Bundesrepublik, so dass er mühelos zwischen Arabisch und Deutsch wechseln kann. Er fungiert fortan als Dolmetscher.

Salons nach dem Zufallsprinzip ausgewählt

Etwa eine Stunde dauert es, bis das Kontrollteam in Gemmrigheim Ausweise überprüft, Schriftstücke begutachtet, Dokumente ausgefüllt sowie Fragebogen abgearbeitet hat. Dann verabschieden sich alle voneinander, und die Ermittler klopfen an die nächste per Zufallsprinzip ausgewählte Tür.

Zoll und Polizei schaffen es an diesem Freitag, in zwei Gruppen in sieben Barbershops nach dem Rechten zu sehen. Außer in Gemmrigheim schneien die Kontrolleure in Salons in Bönnigheim, Besigheim, Kornwestheim, Ludwigsburg-Stadtmitte, Pleidelsheim und Freiberg am Neckar herein. „Insgesamt wurden 15 Personen sowie dementsprechend 15 Dokumente überprüft“, erklärt Polizeisprecherin Yvonne Schächtele. Unterm Strich sei wenig zu beanstanden gewesen. Ähnlich wie in Gemmrigheim habe es in zwei weiteren Salons „ähnliche Problemstellungen die arbeitsrechtliche Erlaubnis von zwei Angestellten betreffend“ gegeben.

Polizei für alle Eventualitäten mit dabei

Initiiert wurde die Kontrolle vom Zoll. Die Kripo, Abteilung Wirtschaftskriminalität, war zur Unterstützung und für alle Eventualitäten mit im Boot. Wäre beispielsweise irgendwo bei der Inspektion ein Päckchen Kokain aufgetaucht, hätten die Kollegen eingreifen können, erläutert Schächtele. In einem Fall sind aber auch sie machtlos: wenn die Türen eines Ladens verschlossen sind.

Das Fazit: Straftaten, Angriff auf die Polizei und eine geschlossene Gaststätte

Ziele
 Beim Sicherheits- und Fahndungstag des Polizeipräsidiums Ludwigsburg von Freitag bis Samstagmorgen wurde unter anderem in Barbershops, Gaststätten, im Straßenverkehr oder im Rotlichtmilieu kontrolliert.

Beginn
 Zum Auftakt vollstreckten die Einsatzkräfte mehrere Durchsuchungsbeschlüsse und Haftbefehle, schwerpunktmäßig ging es hier bei den Delikten um Drogen, illegale Prostitution und Kinderpornografie.

Ergebnis Bei der Aktion hat die Polizei nach eigenen Angaben 40 Straftaten wie Verstöße gegen das Betäubungsmittel- und das Waffengesetz verfolgen können. Gegen 18 Personen seien Haft- oder Vollstreckungshaftbefehle umgesetzt worden. Dazu kamen 390 Ordnungswidrigkeiten, eine Gaststätte musste schließen. In Ludwigsburg wurden Polizisten bei Kontrollen am Bahnhof tätlich angegriffen. In Affalterbach beleidigte ein Betrunkener die Beamten und wurde angezeigt.