Was tun gegen den Abfall an allen Ecken und Enden? Bürger entwickeln originelle Ideen, um das städtische Konzept „Sauberes Stuttgart“ zu unterstützen.

S-Mitte - Mehr Sauberkeit in Stuttgart. Unter dieser Überschrift sagt die Stadt der Vermüllung von öffentlichen Plätzen und Parks den Kampf an. Dahinter steht das Konzept „Sauberes Stuttgart“, zu dem der Technikbürgermeister Dirk Thürnau sagt: „Die Sauberkeit unserer Stadt können wir nur gemeinsam und mit einem neuen Bewusstsein entscheidend verbessern. Ich freue mich, dass wir jetzt die ersten konkreten Maßnahmen umsetzen und spürbar etwas bewegen können.“

 

Das Konzept für mehr Sauberkeit enthält neben verstärkten Reinigungsleistungen auch präventive Maßnahmen zur Müllvermeidung, verstärkte Kontrollen und Strafen sowie eine groß angelegte Öffentlichkeitskampagne. In der Anlaufphase 2018 stehen rund fünf Millionen Euro, ab 2019 jährlich rund zehn Millionen Euro zur Verfügung. Bis 2022 sind Mittel in Höhe von insgesamt 45,4 Millionen Euro vorgesehen. Für die neuen Aufgaben werden stadtweit über 120 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt.

Müllmenge steigt jährlich

Wie notwendig es ist, das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen, zeigen Zahlen die das Land Baden-Württemberg jüngst in Bezug auf den Schlossplatz und den Schlossgarten veröffentlichte. Seit drei Jahren nehme die Müllmenge im gesamten Schlossgarten zu. Waren es 2015 noch 85 Tonnen Abfall, steigerte sich die Menge in den folgenden Jahren kontinuierlich: 2016 waren es 92 Tonnen, 2017 noch mal sechs Tonnen mehr, und bis Ende Mai 2018 kamen bereits 45 Tonnen Müll zusammen.

„Während das Müllaufkommen bei den privaten Haushalten zurückgeht, haben wir im öffentlichen Raum immer mehr“, sagt ein Sprecher des Landes. Weiter sagt er: „Leider fühlen sich nicht alle Besucher verantwortlich für den Müll, den sie verursachen. Deshalb sind mittlerweile die Mülleimer oft an ihren Kapazitätsgrenzen.“

Daher schärft der Landessprecher die Mitverantwortung der Bürger in der Stadt: „So sollte es aber nicht dauerhaft weitergehen. Es kostet mittlerweile rund 200 000 Euro im Jahr, den Park sauber zu halten. Wir wollen, dass die Menschen den Schlossgarten nutzen und genießen können. Aber: dazu gehören zwei Seiten.“

Diesen Aufruf sowie den von Bürgermeister Dirk Thürnau haben einige Stuttgarter Bürger sehr ernst genommen. Darunter ist auch der Erfinder, Architekt und Ingenieur Siegfried Lohr. Er entwickelte zwei neue Mülleimer, die sozusagen nicht mehr überlaufen können. Zu seinen Modellen (siehe Grafik) sagt Siegfried Lohr: „Der Müll könnte über Kanalschächte zwischengelagert und dann zum Recycling entsorgen werden. Die Schächte sind überall zugänglich und vom Volumen geeignet.“ Zu seiner zweiten Idee sagt er: „Die Blütenform der Mülleimer soll die Menschen zum Entsorgen ihres Abfalls anlocken. Zudem verfügt er über eine enorme Kapazität.“

Schweiz als Vorbild

Ganz anders würde Nicole Niebling das Problem angehen. Sie ist inspiriert von einem Straßenschild im schweizerischen Thun. „Dieses Schild finde ich wirklich sehr gut, es bringt bestimmt den einen oder anderen zum Nachdenken und ist gleichzeitig humorvoll. Kostet auch nicht die Welt, so ein paar Schilder aufzustellen. Vielleicht wäre es ein Versuch wert?“ Auf dem Schild ist zu lesen: „Wieso wirfst du deinen Müll auf die Straße?“ Die möglichen vier Antworten sind auf dem Plakat vorgeben: „Weil mir die Umwelt egal ist. Weil sorglos bin. Weil Mami hinter mir herputzt. Weil alle drei Gründe auf mich zutreffen.“

Auch Rainer Gölz wirft einen Blick ins Ausland: „Ich habe in Australien mit Melbourne, Sydney, eigentlich überall, unglaublich saubere Städte erlebt“, sagt er, aber dort seien die Voraussetzungen für Sauberkeit anders als in Stuttgart. Dort gebe es eine hervorragende Bereitstellung und Leerung von Abfallbehälter. Es gebe klare Strafen in Dollar und damit verbunden auch sehr gute Kontrollen dieser Vorgaben. „Dort bezahlt man drakonische Strafen, es gibt Videoüberwachung und ein sofortiges Erscheinen vieler Polizisten oder Sicherheitsleute, die Strafen verhängen dürfen.“