Eine Untersuchung der Hochschule Esslingen kommt zu dem Ergebnis, dass der Rems-Murr-Kreis seine Kohlendioxid -Bilanz für die eigenen Liegenschaften binnen acht Jahren auf null herunterfahren könnte.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2030 will der Rems-Murr-Kreis seine eigenen Liegenschaften, die Berufsschulzentren und Tochterunternehmen wie Kliniken, Kreisbau und Abfallwirtschaftsgesellschaft klimaneutral betreiben. Um das zu erreichen, müsste der „Konzern Rems-Murr-Kreis“ seine Kohlendioxid-Emissionen binnen acht Jahren um gut 5700 Tonnen reduzieren. Zu diesem Schluss kommt das Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität der Hochschule Esslingen nach einer umfangreichen Analyse – und dazu, dass das Ziel durchaus erreichbar sei.

 

Kosten: rund 50 Millionen Euro

Rund 50 Millionen Euro müssen laut Einschätzung des Institutsleiters Professor Ralf Wörner vor allem in Effizienzsteigerungsmaßnahmen zur Minderung des Energiebedarfs investiert werden. Mit Maßnahmen wie Fassadendämmungen oder Beleuchtungsumstellungen auf LED ließe sich seiner Einschätzung nach der CO2-Ausstoß um etwa die Hälfte reduzieren. Auch mit dem Austausch von Heizungs- und Kälteanlagen lasse sich einiges erreichen. Erst in einem dritten Schritt empfiehlt Wörner, in Fotovoltaikanlagen zu investieren, „grünen“ Strom oder „Klimagas“ zuzukaufen oder die Bilanz durch das Erwerben von CO2-Zertifikaten zu verbessern.

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Auch wenn die Investitionen kräftig zu Buche schlagen, so rechnen sie sich laut Einschätzung von Wörner nicht nur unter ökologischen sondern auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Denn eines hält der Professor für Fahrzeugtechnik in der Automobilwirtschaft für gesichert: Energie wird in Zukunft teurer werden. „Wir sind von den günstigen Preisen für fossile Energieträger in den vergangenen 30, 40 Jahren verwöhnt“, sagt Wörner. Bis 2030 sei bei den Strompreisen mit einem Anstieg von 38 bis 50 Prozent auszugehen, beim Erdgas liege die Marge noch etwas höher. Der Hochschulprofessor geht deshalb davon aus, dass sich die Investitionen in eine Senkung des Energiebedarfs selbst bei konservativer Rechnung bereits in zehn bis zwölf Jahren amortisiert haben.

Biogas und -strom reduzieren die Bilanz

Dass in den Kreisliegenschaften zur Erreichung der Klimaneutralität „nur“ 5700 Tonnen CO2 eingespart werden müssen, obwohl schon allein die Kliniken mit fast 8000 Tonnen pro Jahr zu Buche schlagen, ist im übrigen in erster Linie auf die Aktivitäten der Abfallwirtschaft Rems Murr (AWRM) zurückzuführen. Das in den Deponien erzeugte Biogas und Strom reduziert die Bilanz um mehr als 6400 Tonnen.

Der Kreis hat sich deshalb vorgenommen, mit einer systematisch angegangenen „Fotovoltaik-Offensive“ in dieser Hinsicht noch mehr zu tun. Schon heute werden Anlagen mit einer Gesamtleistung von gut 1800 Kilowattpeak (kWp) betrieben, auf Schulen, Straßenmeistereien, die größte auf der stillgelegten Mülldeponie in Kaisersbach. Weitere Anlagen mit einem Gesamtvolumen von 700 kWp sind beschlossen oder bereits im Bau, etwa auf dem Dach des neuen Parkhauses an der Rems-Murr-Klinik in Winnenden.

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Nun sollen bis zum Jahr 2030 weitere 25 Fotovoltaikanlagen hinzu kommen, die insgesamt gut 7800 kWp erzeugen und mehr als 4200 Tonnen CO2 einsparen sollen. Voraussichtliche Kosten der Investitionen: rund 11,4 Millionen Euro. Knapp fünf Millionen Euro davon müssten aus dem Kreishaushalt bezahlt werden. Offen ist noch, wer die Anlagen beschaffen und bewirtschaften soll – die jeweiligen Eigentümer der Liegenschaften selbst, eine zentrale Stelle innerhalb der Kreisfamilie oder externe Anbieter wie Stadtwerke oder Energiegenossenschaften.