Das Unternehmen will in Ehningen nicht nur weitere 1300 Mitarbeiter aus Böblingen unterbringen. Auch die bisherigen Bauten werden geräumt und vermietet. Der Gemeinde dürfte dies weitere üppige Steuereinnahmen bescheren.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Ehingen/Böblingen - Es dürfen gern Superlative sein oder schmückendes Wortwerk wie: „großartig, fantastisch, einzigartig.“ So spricht Dirk Wittkopp über die Ambitionen von IBM in der Gemeinde Ehningen, dem Hauptsitz des Konzerns für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wittkopp leitet als Geschäftsführer die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens, deren Mitarbeiter an künstlicher Intelligenz genauso tüfteln wie an Prozessoren. Dies bisher in Böblingen, aber 2021 soll in Ehningen ein Neubau bezugsfertig sein.

 

Das Gelände in Böblingen hat IBM verkauft. Was aus der Fläche einer Größe von fast 24 Fußballfeldern wird, ist unklar. Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne) will Ideen und Wünsche für ihre Zukunft zunächst mit den Bürgern beraten. Vorerst ist eine Standort-Analyse in Arbeit. Schließlich werde „der Wegzug von IBM sicherlich nicht von heute auf morgen geschehen“, ließ Belz’ Sprecherin Saskia Brockmann wissen. Der angepeilte Umzugstermin von IBM in spätestens zwei Jahren ist allerdings nicht allzu weit entfernt.

Die Buchstabenform der Bauten beinhaltet keinerlei Aussage

Am Freitag hatte der Konzern eingeladen, um erste Pläne für seinen Neubau zu zeigen. Auf einem Modell ist vorerst kaum mehr zu erkennen als die Form des Komplexes. Er gliedert sich in vier fünfstöckige Bauten, die in der Aufsicht einem C, einem Y und zwei U gleichen. Die Buchstabenform beinhaltet keinerlei Aussage. Das Grundstück ist fast 70 000 Quadratmeter groß. Das Gebäude wird gut 42 000 Quadratmeter Grundfläche haben. Die Baukosten werden geheim gehalten.

Über die Architektur im Inneren ist noch nicht entschieden. Wittkopps Superlative sollen die Zukunft der Arbeitsplätze in der IT-Branche beschreiben. Für Ehningen verspricht der Geschäftsführer „eine weltweite Referenz“. Das Gebäude soll gänzlich anders konzipiert sein als jedes bisherige Bürohaus und jede Art von Annehmlichkeit für die Mitarbeiter ermöglichen. Joggingstrecken und Sofaecken sind bei IBM längst schon Standard. Ein neuartiges Konzept sei nur in einem Neubau zu verwirklichen, sagt Wittkopp, „in Böblingen ist es offensichtlich, dass wir dort vor einigen Jahrzehnten gebaut haben“.

An der Gemeinde wird die Baugenehmigung gewiss nicht scheitern

Dass Ehningens Bürgermeister Claus Unger samt seinem Gemeinderat die Pläne erfreuen, gilt als selbstverständlich. An seiner Gemeinde wird die Genehmigung gewiss nicht scheitern. Letztlich entscheidet über sie aber das Landratsamt. Bisher ist kein Baugesuch eingereicht. Ehningens ohnehin schon üppige Steuereinnahmen werden nicht nur wegen des Zuzugs von rund 1300 IBM-Entwicklern weiter steigen. Die Mitarbeiter in den drei sternförmigen Bauten aus den Jahren 1989 und 2009 sollen ebenfalls umziehen. Diesen Komplex hatte IBM geleast. In ihn sollen neue Mieter einziehen.

In seiner neuen Zentrale wird das Unternehmen selbst Mieter sein. IBM baut nicht, sondern lässt nach eigenen Wünschen bauen. Diese Aufgabe hat die in Düsseldorf ansässige Aktiengesellschaft Development Partner übernommen. Das Unternehmen bewegt nach eigenen Angaben mit Büro- und Geschäftsimmobilien aktuell um die 1,5 Milliarden Euro jährlich. Ehningen mussten seine Verantwortlichen mit einiger Gewissheit erst einmal suchen. Üblicherweise beschränkt die Gesellschaft ihre Geschäfte auf die Einkaufslagen deutscher Großstädte. In Düsseldorf ist sie verantwortlich für das Projekt „Gateway“, ein 92 Meter großes Hochhaus. In München baute sie an der Leopoldstraße, im Zentrum Berlins an der Spree.

Die planenden Architekten sind prominent

Ähnlich prominent liest sich die Projektliste des Architekturbüros Kada Wittfeld, das an den IBM-Plänen arbeitet. Zu den Kunden zählen die Messe Frankfurt und der Südwestrundfunk genauso wie Adidas und der Deutsche Fußballbund. Im Kreis Böblingen ist der Name ebenfalls nicht unbekannt. Kada Wittfeld ist verantwortlich für den Neubau des Bitzer-Hochhauses in Sindelfingen.