Loisach Marci macht mit seinem Alphorn Weltmusik – bis die Polizei in den Keller des Kunstvereins Fellbach kommt.

Fellbach - So, jetzt ist Schluss mit Hochdeutsch und auch mit dem Schwäbischen kommen wir nicht mehr weiter. Eigentlich müsste dieser Artikel über den Auftritt im Keller des Fellbacher Kunstvereins auf „boarisch“ geschrieben werden.

 

Denn der Loisach Marci, der eigentlich Engler Marcel heißt - hier geht’s schon los: Die Bayern nennen den Nachnamen zuerst und ein Komma zwischen Vor- und Zuname braucht’s nicht – will seinen Dialekt gar nicht verbergen. Er redet einfach, wie ihm der Schnabel von „de Leit“ in Garmisch-Partenkirchen gestimmt wurde. Und das klingt auch noch „wahnsinnig“, wie der Loisach Marci gerne sagt, authentisch, lautmalerisch. Viel besser jedenfalls als Hochdeutsch und viel „liaba“ wie das allgegenwärtige Englisch, das ja oft so verschluckt und von der Zunge gewalkt wird, dass man’s sowieso nicht versteht.

Die Bässe lassen bei den Nachbarn die Wände wackeln

Tja, was tut der Bub eigentlich da mit seinem Alphorn? Erst mal braucht er viel Platz und hat kurzerhand die eigentliche Rückwand im Kunstvereinskeller zur Bühne erklärt. Und dann macht er - Blech und Holz elektronisch verstärkt - auch ganz schön viel Rhythmus bei seinem Jodler-Techno. Der Subwoofer wummert, die Bässe lassen bei den Nachbarn die Wände wackeln. Und die schicken dann kurz vor elf Uhr auch die Polizei vorbei. Aber da ist das Konzert eh schon fast vorbei. Bestuhlt ist nix im Kunstvereinskeller. Ruhig stehen kann man schließlich eh kaum bei dieser Musik, bei den Urtönen, die direkt im Bauch landen. Den Abele Jens-Peter hat der Loisach Marci als Gitarrist mitgebracht und dazu ein Paddle-Board, mit dem er schon mal die Kuhglocken bimmeln lässt. Er erzählt gerne zwischen den Songs, damit das Feeling stimmt zwischen ihm und „Fellbach“. Vom Flirt mit der „Frau Meier“ und vom alten Bauernhof, der weg muss für die neue Autobahn. Erzählt, dass er zwanzig Jahre lang Zimmermann war und hat den grantigen Großgesell, der ihn ständig drangsalierte, in seinem Song „Huber“ verewigt. Fesch sieht er aus, das Mannsbild in den Lederhosen und mit der imposanten Feder am Hut. Dreitagebart und ganz viel Herz, eine gute Mischung. „I moch koa Volksmusik, koan Hip-Hop, i bin koa Rocker, aber mir san die musikalischen Botschafter des Landes Bayern 2018“, sagt er.

Der Ryhthmus ist knallhart, es wird gehüpft und gestampft

Ein bisschen Ringsgwandl und ein klein wenig Hubert von Goisern, aber was tun Vergleiche: sie hinken. Der Rhythmus ist knallhart, man könnt’ die Polka schieben, statt dessen wird gehüpft und gestampft. Dann klingt’s wieder sehnsuchtsvoll und zart, Soul für die Seele halt. A bisserl G’stanzl, ein paar Jodler, grad so, wie sich’s gut anfühlt für Musiker und Publikum. Ganz wahnsinnig halt.