Der charismatische Künstler Gerald Friese zeigt sich in der Zehntscheune voller Energie.

Heimsheim - Er ist Schauspieler, Autor, Dramatiker, Regisseur und Literatur-Performer. Überhaupt ist Gerald Friese ein recht wandelbarer Künstler. Der gebürtige Hamburger ist seit 1983 ein Stuttgarter. Doch was bedeutet es, Hamburger, Stuttgarter und auch Dichter, Autor sowie Schauspieler zu sein? Friese kann und ist doch irgendwie alles. Er fügt sich leichtfüßig und doch mit der notwendigen Tiefe in die verschiedensten Rollen, haucht ihnen Leben ein. Seine Mimik, seine Darstellung, seine Sprache und sein ganzes Wesen – all dies packt den Zuschauer, nimmt ihn mit auf eine abwechslungsreiche, amüsante, aber teilweise auch ernste Reise.

 

So war Friese nun zum 550. Gedenkjahr von Johannes Gutenberg und dem Buchdruck unterwegs in Heimsheim. „SommerErlesenes – Buchstaben ungetreu“ – ein farbiges Literaturprogramm war es, das da um und in der Zehntscheune stattfand. Die engagierte Bibliotheksleiterin von Heimsheim, Tina Kühnle-Häcker, organisierte diesen Event hingebungsvoll.

„Ich möchte mich heute gar nicht so sehr mit den biografischen Einzelheiten dieses Menschen beschäftigen, auch gar nicht so sehr mit den Einzelheiten der Erfindung“, eröffnete er den Abend und fuhr fort: „Ich möchte mich eher mit den Folgen, den Ergebnissen dieser Erfindung, mit den Wirkungen beschäftigen. Ich möchte das Programm heute Abend nennen: Literarische Miniaturen, Sprechspielereien und Kicher-Lyrik seit der Schöpfung des Menschen, der Sprache und des Buchdrucks.“

Fantasie und Humor, Kluges und Philosophisches

Gesagt, getan – Gerald Friese bot eine sommerliche Soirée mit Poesie und Prosa, Ernstem und Humorvollem, Klugem, Philosophischem und Burleskem.

Da war er beispielsweise auf der Entdeckungsreise rund um das Alphabet. „Warum sind die Buchstaben angeordnet, wie sie eben angeordnet sind?“, war eine der Fragen. Ein Gespräch mit einem Bankautomaten gab zudem Einblicke in weitere, ganz eigene Charaktere. Auch Erzählungen aus seiner eigenen Feder stammend fanden ihren Weg auf die kleine Bühne: „Ich habe als Autor einiges gelernt von Ernst Wilhelm Heine. Er hat einmal gesagt, unsere Fantasie tröstet uns im Leben über das hinweg, was wir nicht sein können, und unser Humor über das, was wir tatsächlich sind.“

Immer wieder, wie ganz zufällig, platzierte Friese zusätzlich kleine Wort- und Sinn-Spielereien. „Ein kluger Linguist hat einmal gesagt: Wenn du sprichst, so sollen deine Worte besser sein, als dein Schweigen gewesen wäre.“ Auch Karl Valentin zitierte er: „Gesegnet seien die Menschen, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten.“ Auch Albert Einstein war mit von der Partie: „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“

So war der Abend wieder einmal ein bunter. Ein Abend, der von den Besuchern dankbar angenommen wurde. Denn sie waren nicht nur Zuschauer. Stets eingebunden waren sie ein Teil des Ganzen.