Den Nerv getroffen: Das Publikum überschüttet den Folklorechor Plochingen bei dessen Konzert in der Stadthalle am Samstagabend mit Applaus.

Der Folklorechor Plochingen ist ein Publikumsmagnet. Als sich der weit über unsere Region hinaus bekannte Chor aufmachte auf eine Reise durch die folkloristische Musik verschiedener Kontinente, blieb in der Plochinger Stadthalle kein Stuhl frei. Hans-Günther Driess hatte seine Mannschaft bestens präpariert und die Basis für ein begeisterndes Konzert gelegt.

 

Die akribische Vorbereitung hat sich gelohnt. Die in Originalsprachen gesungenen Texte saßen, und die Lieder kamen mit emotionaler Kraft über die Bühnenrampe: Der Funke der Begeisterung sprang schon beim ersten Titel vom Chor auf das Publikum über. Ein ums andere Mal überschütteten die gebannt lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörer die Akteure mit Beifall. Man spürte: Die Liedauswahl traf den Nerv des Publikums, und eine rundum gelungene Performance machte das Konzert zum Erlebnis.

Doch der Erfolg kam nicht von ungefähr – in fundierter Probenarbeit hatte Driess das Programm einstudiert. „Den Feinschliff gab es im Oktober bei einem Probenwochenende in Tieringen auf der Schwäbischen Alb“, erzählte der Chorleiter. Der Folklorechor singt mittlerweile in über 30 Sprachen. Es ist bewundernswert, wie die Choristen Liedern aus Irland, Frankreich und Israel authentisches Kolorit gaben. Und selbst in Suaheli kennt sich der Folklorechor aus, wie die temperamentvolle, von lautstarken Trommelaktionen untermalte Version des kenianischen Lieds „Wana Baraka“ zeigte.

Garant des Erfolgs war neben dem Chor und den Gesangssolisten das hervorragend besetzte Instrumentalensemble, das nicht nur den Drive vorgab, sondern die Lieder auch mit verschiedensten Klangfarben kolorierte. Was der Perkussionist Gottfried Gienger – er sorgte mit Franz Landhäußer auch für feine Gitarrentöne –, David Müller (Klavier) und Rainer Frank am Kontrabass boten, war Instrumentalspiel vom Feinsten. Günter Schulz-Reinfurt am Schlagzeug und Steffen Fischer (E-Piano) reihten sich nahtlos ein, und die Blockflötistin Andrea Spiegel sorgte zusammen mit Luis Stauss (Klarinette) für schillernde Bläserfarben.

Ein weiteres Plus war die Moderation, die eine verbindende Klammer um die vielschichtigen Vorträge legte. Charmant und sachkundig führten Andrea Spiegel und Leonie Landhäußer durchs Programm. Sie stimmten nicht nur auf die besondere Atmosphäre der einzelnen Lieder ein – die Zuhörer erfuhren auch interessante Details zu Inhalt und Background der Songs.

Im Zentrum stand der Chor. Mit stimmlicher Präzision, differenzierter dynamischer Stufung und spannungsvoll ausgeformten Phrasierungen gaben die Sängerinnen und Sänger jedem Lied eigenständiges Kolorit. Ob beim rockigen Gospel „Shackles“, dem Klezmer-Sound der hebräischen Lieder „Leila, Leila“ und „Jerushalajim shel zahav“ oder den von einem kleinen Männerchor a cappella gesungenen Silcher-Liedern – stets beeindruckten die klangliche Homogenität und die Ausdruckskraft der Vorträge.

Ein Sonderlob verdienten sich die Chorsolisten Dominik Wittwar, Rita Zink, Isabell Reutter, Adrian Tomm, Andrea Spiegel, Birgit Joachim und Christof Starz. In kluger Regie hatte Hans-Günther Driess, der die musikalischen Abläufe vom Keyboard aus steuerte, die Partien passend nach den individuellen Stimmfarben zugeteilt.

Viele Räder griffen ineinander: Die chorische und instrumentale Präsenz, Driess’ motivierendes Dirigat und die gut ausgesteuerte Tontechnik. Beifall brandete auf, als das langjährige Chormitglied Rita Zink verabschiedet wurde. In die Wehmut mischte sich eine Prise Freude: Als Solistin wird sie den Folklorechor weiterhin unterstützen. Als Zink im Finale mit dunkel gefärbter Stimme „How Great Thou Art“ gesungen hatte, gab es Standing Ovations: Das Publikum ließ die Akteure nicht ohne Zugaben von der Bühne.