Besinnliches Weihnachtskonzert in der Kirche Sankt Peter und Paul.

Weil der Stadt - In der Nacht zum dritten Advent hatte es geschneit, ein schöneres Ambiente für ein Weihnachtskonzert in einer so romantischen Stadt wie Weil der Stadt wäre kaum auszudenken gewesen. „Es Chrischtkind ko jetzet komme“, sagt lächelnd eine ältere Dame zu ihrer Enkelin. Das Mädchen trägt unter seiner Bommelmütze blonde Zöpfe, die hinten über den Mantel fallen, und plötzlich ist man nicht mehr im 21. Jahrhundert, sondern mit Eintritt in die prächtige Sankt Peter und Paul-Kirche in vergangene Zeiten gereist.

 

Das Schiff ist voller Menschen, die sich am frühen Abend einfanden und nun mehr oder weniger geduldig auf die stimmungsvolle Musikveranstaltung warten. Das Kirchenkonzert des Musikvereins Stadtkapelle Weil der Stadt stand unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Markus Eichler.

„Neben dem Duft von Glühwein und Zimtsternen komme ich auch gerne wegen der Bläsermusik auf die Weihnachtsmärkte“, erzählt Detlef Köster aus Schafhausen, „aber auf diese Musik hier an diesem Ort freue ich mich besonders“. Er sollte nicht enttäuscht werden. Alleine die Atmosphäre an diesem heiligen Ort mit seinem filigranen Netzgewölbe auf Boden, der seit dem sechsten nachchristlichen Jahrhundert sakral genutzt wird, sorgt bei jedem Zuhörer für innere Ruhe und Einkehr.

Zeitgenössisches und Alt-Bewährtes

Passenderweise hatte der Musikverein daher zur Eröffnung das Stück „Prayer and Jubilation“ des zeitgenössischen US-Komponisten James L. Hosay ausgewählt. Der erste Teil, der „Betende“, ist im ersten Teil langsam und besinnlich, im zweiten jubilierte er, feiert. Musikalisch divergierend erscheint die folgende Wassermusik, wobei sich Händel natürlich immer für Weihnachtskonzerte eignet. Mit den fünf Sätzen alla Hornpipe, Bourrée, Air, Menuet und Allegro gaben die Musiker einen abwechslungsreichen Einblick in das Originalwerk.

Wer nach Barcelona reist, kommt am architektonischen Vermächtnis des Ausnahmekünstlers Antoni Gaudi kaum vorbei, besonders nicht an seiner noch immer unvollendeten „Sagrada Familia“-Kirche, Baubeginn 1882. Satoshi Yagisawas „The Bells of Sagrada Familia“ mit einprägendem Glockenklang beschreibt das Leben Jesu und ist nicht sehr häufig auf dem Spielplan hiesiger Orchester zu finden. Ein mutiger und lobenswerter Schritt.

Keltisches in einer christlichen Kirche beweist Kultkontinuität mit den Solistinnen Bettina Keck und Domenica Walter bei „Celtic Flutes“. Das Stück für zwei Querflöten und sinfonisches Blasorchester von Kurt Gäble entführte die verträumten Zuhörer in die Bretagne, nach Irland und die hohen Weiten Schottlands. Wobei hierbei die Themen weniger weihnachtlich als zwischenmenschlich waren mit den Dauerbrennern Liebe und Leid, Freude und Hoffnung.

Jetzt wird’s ernst: Exodus

Sehr ernste Töne schlug die Kapelle dann mit dem Soundtrack des Monumentalfilms „Exodus“, der Verfilmung des Klassikers von Leon Uris, an. Er erzählt eine fiktionale Geschichte mit historischen Daten um KZ-Überlebende des Zweiten Weltkriegs, die im Jahr 1947 vom Internierungslager in Zypern mit dem Schiff „Exodus“ nach Palästina gebracht werden und dort die letzten Monate der britischen Mandatszeit vor der Staatsgründung Israels erleben. Auch diese Auswahl überraschte und beeindruckte manchen Gast. Es war wie die Einstimmung auf den fulminanten Abschluss mit einem Medley zum Musical „Das Phantom der Oper“ von Andrew Lloyd Webber. Das Arrangement von Johan de Meij umfasst Melodien wie Angel of Music, The Music of the Night, Notes, Think of me, All I ask of you, The Phantom of the Opera und Wishing you were somehow here again, die inzwischen so bekannt sind, dass manch einer sie mit summte.

Wie schön, dass dann alle Besucher aufgefordert waren, gemeinsam zum Ende das Adventslied „Macht hoch die Tür“ zu singen. Wer wollte, konnte auch für gemeinnützige Zwecke und für die Jugendarbeit des Musikvereins spenden.