Mark Knopfler ist am Dienstagabend in der ausverkauften Schleyerhalle aufgetreten. Der Weltklassegitarrist begeisterte zehntausend Besucher.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Mark Knopfler ist ein ebenso häufig wie gern gesehener Gast in Stuttgart. Davon zeugt, dass er am Dienstagabend bereits zum siebten Mal in diesem Jahrtausend in der Schleyerhalle zu Gast ist – und dass die größte Arena der Stadt bestuhlt mit zehntausend Zuschauern wieder mal ausverkauft ist.

 

Vertrautes und Überraschendes

Wie auch bei seinen letzten Auftritten versteht es Mark Knopfler, sehr angenehm Vertrautes mit Neuem zu paaren. Vertraut ist, dass er eine sehr üppige Band dabei hat. sie ist zehnköpfig (!), in ihr agieren zeitweise drei (!!) der übrigens ausschließlich männlichen Bandmitglieder an der Gitarre, ansonsten hört man Geige, Flöte, Bouzouki und Pedal-Steel. Das klingt nach viel und könnte satte Überfrachtung bedeuten, doch Knopfler und seine Band schaffen es bei kristallklarem Sound in der Schleyerhalle, einen vielschichtigen, aber kurz vor der Grenze des Zuviel-des-Guten abgebremsten Klang hervorzuzaubern. Und ebenfalls vertraut ist, dass der demnächst siebzigjährige Brite eine Reihe von Songs seiner legendären Ex-Band Dire Straits im Repertoire hat (erwartungsgemäß in der Zugabe „Money for Nothing“, diesmal leider nicht „Sultans of Swing“, dafür eine sehr interessant heruntergebremste Version von „Romeo and Juliet“), viel eigenes Repertoire aus seiner reich bestückten Solistenkarriere und natürlich auch Stücke aus dem aktuellen Album, in diesem Fall aus dem im letzten Oktober erschienenen neunten Solowerk „Down the Road wherever“.

Zwei Stücke spielt er daraus freilich nur, zum einen ein Lied, mit dessen uncoolem Titel – „My Bacon Roll“ – vermutlich sonst keiner reüssieren könnte, zum anderen „Matchstick Man“, dessen Entstehungsgeschichte der redefreudige Knopfler in der Schleyerhalle ausführlich erläutert. Es geht darin um jene Zeit, in der er trampen, auf dem Boden schlafen musste und in sehr schlechten Bands spielte – aber die Zeiten sind, gottlob für ihn und sein Publikum, längst vorbei.

Augenweide und Ohrenschmaus

So kann sich Mark Knopfler durch ein gediegenes Repertoire spielen, unterstützt von seinen glänzenden Mitmusikern und mit einem sehr runden Spielverlauf. Irritierend darin ist allenfalls der Ausflug in südamerikanische Klanggefilde bei „Postcards from Paraguay“; wirklich unerwartet ist die Bandvorstellung, zu der er seine Mitstreiter an den Bühnenrand holt und mit ihnen in einer Art Marching-Band-Formation eine Reminiszenz an die musikalischen Traditionen Großbritanniens und Irlands abliefert; und unzureichend ist nur der unbefriedigende Umstand, dass bei einem Konzert dieser Größe keine Videowände zum Einsatz kommen.

Auf denen hätte man nämlich gerne noch Stunden lang in Vergrößerung zugeschaut, wie Knopflers Finger über die Saiten seiner Gitarren tanzen: mal über die akustische, mal über die nur leicht angezerrte Gibson, am brillantesten wie üblich jedoch über das Griffbrett der gänzlich unverzerrten, feuerroten Fender. Augenweide und Ohrenschmaus zugleich ist es zu sehen, wie dieser womöglich weltbeste E-Gitarrist einen kristallinen Ton zu spielen vermag, wie ihn sonst niemand hinbekommt. Ein toller Abend. Wie immer.